St. Martin, Patron der Pfarrkirche

St. Martin - Glasfenster in der Pfarrkirche von Schleidweiler

Auf den Patron der Pfarrkirche, den heiligen Martin, soll hier besonders eingegangen werden. Um keinen anderen Heiligen - außer dem heiligen Nikolaus – ranken sich mehr Legenden und Bräuche.

Martin von Tour

* 316/317 (oder um 336) in Savaria, heute Szombathely in Ungarn
† 8. November 397 (?) in Candes, heute Candes-Saint-Martin bei Tours in Frankreich

Leben:
Martin war der Sohn eines heidnischen römischen Tribuns. Schon als Kind zog er mit seinen Eltern nach Pavia, wo sein Vater als Veteran ein Landgut erhalten hatte. Martin wurde christ¬lich erzogen und im Alter von zehn Jahren in die Gruppe der Katechumenen - der Taufbewerber - aufgenommen. Mit 15 Jahren musste er auf Wunsch des Vaters in den Soldatendienst bei einer römischen Reiterabteilung in Gallien eintreten. Im Alter von 18 Jahren wurde er von Hilarius, dem späteren Bischof von Poitiers, getauft. 356 schied er nahe Worms vor einem neuen Feldzug gegen die Germanen aus dem Militär aus, weil Christsein und Militärdienst sich nicht verein¬ba¬ren lassen; in Worms wurde ihm deshalb das 991 durch Kaiser Otto III. gegründete Martinsstift geweiht - an der Stelle in der heutigen Martinskirche, wo der Kerker war, in dem Martin angeblich dann zunächst inhaftiert wurde.
Zuvor geschah der Legende zufolge um 338, was Martin weltberühmt machte: Martin begegnete am Stadttor von Amiens als Soldat hoch zu Ross einem frierenden Bettler, ihm schenkte er die mit dem Schwert geteilte Hälfte seines Mantels; in der folgenden Nacht erschien ihm im Traum dann Christus mit dem Mantelstück bekleidet: er war es, der Martin als Bettler geprüft hatte.
Martin ging zu Hilarius von Poitiers - der standhaft die rechte kirchliche Lehre gegen den Arianismus verteidigte - und wurde zum Exorzisten geweiht. Martin kehrte in seine Heimat Panno¬nien zurück; er wollte dort missionieren und taufte zuerst seine Mutter.
In den Streitigkeiten um den Arianismus wurde Martin ausgewiesen und zog sich nach mancherlei Wundern und Abenteuern über Mailand, wo ihm Ambrosius begegnet sein mag, als Ein¬siedler auf die kleine Insel Gallinara vor Albenga im Golf von Genua zurück. Nach der Aufhebung der Verbannung des Hilarius rief dieser ihn wieder zu sich; Martin lebte nun ab 360 in dessen Nähe und als Einsiedler in Ligugé bei Poitiers; aus dieser Zelle wuchs das 361 gegründete erste Kloster Galliens.
Martin beeindruckte das Volk durch sein asketisches Leben, seine Fürsorge für die Nöte der Armen und seine Wundertaten. 371/372 wurde er auf Drängen des Volkes Bischof von Tours, trotz Vorbehalten seitens des Klerus, gegen das Votum anderer Bischöfe und angeblich gegen seinen Willen. Die Legende berichtet, er habe sich in einem Stall versteckt, um der Wahl zu entgehen, doch hätten ihn die Gänse durch ihr Schnattern verraten. Der volkstümliche Brauch der Martinsgans, die man vielerorts zum Martinsfest verzehrt, rührt wohl von dieser Geschichte her. Andere Überlieferung berichtet: Als Martin als Bischof predigte, wurde er durch eine Schar schnatternder Gänse, welche in die Kirche watschelten, unterbrochen. Sie wurden gefangen genommen und zu einer Mahlzeit verarbeitet.
Beim Volk war Martin beliebt als ein gerechter, treusorgender Bischof. Seine Lebensweise blieb asketisch: er lebte zuerst in einer Zelle an der Kathedrale, 375 gründete er eine Kolonie an der Loire nahe Tours, daraus entwickelte sich das Kloster Marmoutier, das zu einem bedeutenden religiösen Zentrum wurde. Hier lebten unter Martins Leitung 80 Mönche - darunter Clarus von Marmoutier - ohne persönliches Eigentum, mit dem Verbot von Kauf und Verkauf, angewiesen allein auf Spenden; Handarbeit außer dem Schreiben war untersagt, es gab eine tägliche gemeinsame Mahlzeit, gemeinsames Gebet, strenge Klausur und keine Verbindung zum Klerus der Kathedrale. Die Gemeinschaft wurde Zentrum der Mission in Gallien. Auch Mitglieder des gallischen Adels schlossen sich an; höchste Beamte kamen zu Martin, dem Wunderheiler. Seine Askese brachte ihm aber immer wieder die Gegnerschaft des Klerus ein.
Missionsreisen führten Martin durch sein ganzes Bistum und bis nach Chartres, Amboise und Paris, wo er einen Leprakranken heilte. In Vienne traf er Victricius von Rouen und Paulinus von Nola. In seiner eigenen Diözese gründete er mit Hilfe seiner Mönche Landpfarreien und organisierte den Pfarreiklerus nach dem Vorbild seiner Mönchsgemeinschaften. Sein prophetengleich gebieterisches Auftreten ermöglichte ihm eine straflos bleibende Konfrontation mit Kaiser Maxi¬mus, bei dem er am Kaiserhof in Trier 386 - vergeblich - versuchte, die von ihm selbst abgelehn¬ten Anhänger des Priscillianismus vor blutiger Verfolgung zu retten; sein freimütiges Auftreten brachte ihm sogar die Hochachtung des Kaiserpaares ein. Andererseits verursachte seine strenge Askese in den letzten Jahren auch Widerstände im eigenen Klerus.
Alle Legenden betonen Martins schlichte Lebensart und demütige Haltung: Er putzte selbst seine Schuhe und saß nicht auf der bischöflichen Kathedra, sondern auf einem Bauernschemel. Als er seinen Rock einem Armen gab und der für ihn auf dem Markt neu gekaufte zu kurze Ärmel hatte, bekleideten ihn Engel während der Messe. Bei einem Mahl mit dem Kaiser ließ dieser Martin den Pokal zuerst reichen, er aber gab ihn nicht dem Kaiser zurück, sondern an seinen Priester weiter. Andere Legenden erzählen, wie Martin ein Kind vom Tod erweckte, einen heid¬nischen Baum gefällt habe, oder dass er das Blut des Märtyrers Mauritius und seiner Gefährten aufgefangen habe.
Tief beeindruckt von Martin war Paulinus von Nola, der nun selbst am Grab des Felix in Nola ein Kloster gründete, in dem er lebte. Sein Freund, der Rhetor Sulpicius „Severus”, gründete eine asketisch lebende gelehrte Gesprächsgemeinschaft und verfasste um 395 Martins Lebensgeschichte. Schon zu seinen Lebzeiten und erst recht später beruhte Martins Verehrung auf Wundern, die nach seinem Tod noch zunahmen.
Die Überlieferung, dass Martin den Qualitäts-Weinbau an der Loire entscheidend beeinflusste, beruht auf der Legende von seinem Esel, der im Sommer die Blätter von den Weinstöcken gefressen habe, worauf ihn seine Mönche zunächst gerügt hätten; als dann im Herbst aber größere und süßere Trauben als zuvor üblich an den Reben hingen, erwies sich die Fresssucht des Esels rückblickend als ein Wunder.
Auf einer Missionsreise starb Martin in Candes. Weil man dort den Leichnam des berühmt Gewordenen nicht herausgeben wollte, kamen Mönche aus Tours, entführten ihn bei Nacht und brachten ihn auf der Loire nach Tours, wo er drei Tage später beigesetzt wurde - daher der Gedenktag. Auf der 40 Kilometer langen Strecke sollen in dieser Nacht die Ufer zu neuem Leben erwacht sein, ein Meer weißer Blüten habe den Fluss gesäumt. Zur Beisetzung strömten Tausende von Mönchen und Jungfrauen und eine riesige Menschenmenge. Sein Schüler und Nach¬folger als Bischof, Brictius, errichtete über Martins Grab eine Kapelle, die ein viel besuchtes Ziel von Pilgern und fränkisches Nationalheiligtum wurde. Perpetuus von Tours nahm Martin in den Festkalender des Bistums auf und errichtete eine neue, Martin geweihte Basilika mit Kloster-zellen, aus denen das Kloster St-Martin wuchs. Dies wurde zum von vielen Pilgern besuchten französischen Nationalheiligtum.
Das Patrozinium breitete sich nun rasch in der Gegend aus. Ab dem Beginn des 6. Jahrhunderts gab es immer mehr Martin geweihte Kirchen in Italien - so in Rom unter Papst Symmachus oder auf dem Montecassino unter Benedikt; besonders die Benediktiner förderten Martins Verehrung. Martinskirchen gab es in Ravenna nach 540, dann auch in Spanien. Auch Städte und Burgen wurden nach Martin benannt. Suebenkönig Chararich - durch Martin von Braga von der Richtigkeit der katholischen Lehre überzeugt - erhielt Martinsreliquien für Braga. Allein in Frankreich tragen heute 237 Städte und Dörfer und etwa 3600 Kirchen Martins Namen. 1993 ernannte die französische Bischofskonferenz Martin zum Patron der Polizisten.
König Chlodwig I. erklärte Martin zum Schutzherrn der fränkischen Könige und ihres Volkes. Martins Mantel galt als fränkische Reichsreliquie, er wurde seit 679 im Königspalast in Paris aufbewahrt und auf allen Feldzügen mitgeführt. Wohl unter Pippin dem Mittleren kam diese cappa in die Obhut der Karolinger, die die Martinsverehrung belebten und nach Friesland und in die rechtsrheinischen Gebiete verbreiteten. Die Reliquien wurden größtenteils im 16. Jahrhundert von Hugenotten zerstört, Reste sind in der 1902 neu erbauten Martinskirche in Tours, die die alte, fünfschiffige Basilika ersetzt; von der alten Kultstätte sind nach deren Zerstörung in der Französischen Revolution nur noch der Uhrturm und der von Karl dem Großen erbaute Turm übrig geblieben. Im 18. und 19. Jahrhundert war das Wirken von Martin fast völlig in
Vergessen¬heit geraten.
Quellen für Martins Lebensgeschichte sind v. a. die von Sulpicius Severus um 395 verfasste Lebensgeschichte, außerdem drei Briefe und die Missionsdialoge, in denen Sulpicius dargelegt, wie Martin als Asket und Wundertäter die ägyptischen Mönche noch übertreffe.
Mit der Ausdehnung des Fränkischen Reiches breitete sich der Martinskult nach Osten aus, zunächst besonders im Harz und in Thüringen, dann auch in Süddeutschland. Mit der zunehmenden Christianisierung in Germanien wurde auch Martins Verehrung ausgebreitet, die neuen Kirchen wurden meist ihm geweiht, so dass heute Martinskirchen als die jeweils ältesten in ihrer Region gelten. Martinsumzüge gab es früher in katholischen Gebieten wie im Rheinland und in Schlesien, heute sind sie weit verbreitet: an der Spitze des Zuges reitet der Heilige, oft vom Bettler begleitet; dann folgen singende Kinder mit Lampions in den Händen. Der Lichterbrauch geht auf die Bedeutung Martin Luthers in Thüringen zurück: Am 10. November, dem Geburtstag Luthers und Vorabend des Festes seines Namenspatrons, versammelten sich auf dem Erfurter Domplatz abends Kinder mit Papierlaternen, um des Reformators zu gedenken. Der Martins-umzug ist nun in der katholischen Kirche ein Teil der Lichtsymbolik, welche am Allerseelentag, am 2. November, beginnt und über Advent und Weihnachten bis Lichtmess am 2. Februar führt.
Auf die in Paris aufbewahrte Mantelreliquie von Martin, die cappa, wird sowohl die Bezeichnung Kapelle für eine Palastkirche schon der Merowinger und dann auch Karls des Großen als auch die der dort amtierenden Geistlichen als Kapellani zurückgeführt.
Der Brauch der Martinsgans, die man vielerorts zum Martinsfest verzehrt, basiert auf dem Martins¬¬tag als Hauptzinstag: Am Martinstag begann das neue Wirtschaftsjahr des Bauern, an das Gesinde wurden die Löhne bezahlt, Pachtverträge wurden geschlossen, Steuern abgeführt, Knechte und Mägde konnten - wie an Lichtmess - den Dienstherrn wechseln. Zu Martini wurde das Vieh geschlachtet, das wegen knapper Vorräte nicht den ganzen Winter hindurch gefüttert werden konnte: dazu gehörten die Gänse; so ergab sich der Brauch, am Martinstag, vor dem großen Fasten im Advent, Gänsebraten zu essen; früher begann die Adventszeit am 12. November als sechswöchige Fastenzeit ähnlich der Passionszeit. Die Gans war auch eine bevorzugte Zins¬beigabe an den Grundherrn, Tribute waren oft bezahlbar in Form von Gänsen. Später erzählte man Legenden, in denen Martin mit Gänsen in Verbindung gebracht wurde.
In Gegenden, wo Weinbau betrieben wurde, war es üblich, am 11. November den Helfern bei der Weinlese vom Winzer eine Lesgans zu schenken. Mancherorts zogen die Kinder singend von Tür zu Tür, um Geschenke zu erbitten: Äpfel, Nüsse und Gebäck. Mitunter gab es auch Gans-Wettkämpfe in Form des Ganslreißens, Ganslschießens und Ganslschlagens.
Neben der Martini¬gans gab es auch das Martinischwein. In manchen Gebieten entzündete man Martinifeuer; die heutigen Kinderlaternen zu Martini sind ein Relikt davon. In Süddeutschland wurden in den Kirchen Brote geweiht und hernach an die Armen verteilt. Ein Pieter Brueghel dem Jüngeren zugeschriebenes Bild aus der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien stellt das Armenbrauchtum zu Martini dar: in den Niederlanden war es am 11. November üblich gewesen, an die Bettler Wein auszuschenken.
Im österreichischen Burgenland gab es den Brauch, am 11. November den ersten jungen Wein zu trinken, was der Volksmund Martiniloben nennt. Auch in Köln wurde am Martinsabend der erste neue Wein getrunken, die Martinsminne. Eine dazu gehörende Legende erzählt, dass Martin dem schwedischen König Olav I. Tryggwason im Traum erschien und ihn aufforderte, nicht mehr den heidnischen Gott Odin durch Trankopfer ehren, sondern die Martinsminne ein¬zuführen. Oft gab es zu Martini auch sonst in weiten Teilen Europas ausgelassene Trinkgelage; in Frankreich wandte sich schon im 6. Jahrhundert die Synode von Auxerre gegen die feucht¬fröhlichen Exzesse der Martinijünger; aus Dörfern in Mähren ist bekannt, dass noch im aus¬gehenden 19. Jahrhundert der junge Wein nach demjenigen benannt wurde, der am Martinitag den größten Rausch davon getragen hatte. So etwa hieß er Gustlwein, Sepplwein oder Franzl¬wein.
Martin war der erste Nichtmärtyrer, der im Westen als Heiliger verehrt wurde. 2016 wurde nach längeren Vorarbeiten das Netz der europäischen Martinswege Via Sancti Martini eingeweiht; diese führen von Szombathely in Ungarn nach Tours, steuern aber auch Stationen in Italien, den Niederlanden, Spanien, Kroatien und Polen an. (Redaktionelle Ergänzung: Und auch in Deutschland, z. B. auf der Mittelroute Trier und Schweich!)

Attribute: als römischer Reiter, Bettler, Mantel, Gans

Patron von Frankreich und von Ungarn (2. Patron), des Eichsfelds in Thüringen, des Kantons Schwyz, des Burgenlandes, der Stadt Salzburg, (2. Patron) der Stadt Düsseldorf; der Soldaten, Kavalleristen und Reiter, Polizisten, Huf- und Waffenschmiede, Weber, Gerber, Schneider, Gürtel-, Handschuh- und Hutmacher, Tuchhändler, Ausrufer, Hoteliers und Gastwirte, Kaufleute, Bettler, Bürstenbinder, Hirten, Böttcher, Winzer, Müller; der Reisenden, Armen, Flüchtlinge, Gefangenen und der Abstinenzler; der Gänse; gegen Ausschlag, Schlangenbiss und Rotlauf; für Gedeihen der Feldfrüchte; der Bistümer Mainz, Rottenburg und Eisenstadt

Bauernregeln:
• St. Martin ist ein harter Mann / für den, der nicht bezahlen kann.
• Ist es um Martin trüb', / wird der Winter gar nicht lieb.
• Martinstag trüb, macht den Winter lind und lieb; / ist er hell, macht er das Wetter zur Schell!
• Nach Martinitag viel Nebel sind, / so wird der Winter meist gelind.
• Ist St. Martin trüb, wird der Winter lieb. / Ist St. Martin hell, wird er kalt für Äll'.
• Wie St. Martin führt sich ein, / soll zumeist der Winter sein.
• Ist um Martini der Baum schon kahl, / macht der Winter keine Qual.
• Wenn's Laub nicht vor Martini fällt, / kommt 'ne große Winterkält'. oder: / … sich der Winter lange hält.
• Hat Martini weißen Bart, / wird der Winter lang und hart.
• St. Martin weiß, Winter lang und kalt.
• Schneit es auf Martini ein / wird ein' weiße Weihnacht sein.
• St. Martin kommt nach alter Sitten / gern auf einem Schimmel geritten (d. h. mit Schnee)
• Wenn um St. Martin Regen fällt, / ist`s um den Weizen schlecht bestellt.
• Auf Martini Sonnenschein, / tritt ein kalter Winter ein.
• St. Martins Sommer währt nicht lange.
• St. Martin setzt sich schon mit Dank, / zum warmen Ofen an die Bank.
• Der heilige Martin / will Feuer im Kamin
• Ist die Martinsgans am Brustbein braun, / wird man mehr Schnee als Kälte schaun. / Ist sie aber weiß, / kommt weniger Schnee und Eis.


St. Martin im Bistum Trier
Im Bistum Trier hat der heilige Martin im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne Fußspuren hinterlassen. Als Bischof von Tour weilte er zwischen 371 und 386 mehrfach in der römischen Kaiserstadt, vornehmlich zu kirchenpolitischen Beratungen mit dem Kaiser. Er war ein gerngesehener Gast am Kaiserhof, zuletzt wurde er jedoch von Kaiser Maximus hart erpresst. Bei seinen Besuchen betete er oft in der der Bischofskirche, nahm dort 386 auch an der Weihe von Bischof Felix teil.
Im Bistum Trier ist Martin der häufigste Kirchenpatron – nach Maria. Mindestens 93 Kirchen sind nach ihm benannt.


Legenden um St. Martin

Martinus wird Bischof
In jener Zeit (etwa 371/372) berief man Martin auf den Bischofsstuhl von Tours. Martin aber wollte sich seinem Kloster nicht entreißen lassen. Da warf sich ein Bürger mit dem Namen Rusticus Martin zu Füßen und gab vor, seine Frau sei krank und Martin müsse mitkommen, denn nur er könne ihr das Leben erhalten. Damit wollte Rusticus erreichen, dass der Heilige mitkomme.
Die Bürger von Tours hatten sich schon entlang des Weges aufgestellt; und wie unter Bewachung geleiteten sie Martin in die Stadt. Wunderbarerweise hatte sich nicht nur eine unglaubliche Menge aus der Stadt, sondern auch aus den Nachbarstädten zur Bischofswahl eingefunden. Alle hatten nur einen Wunsch, eine Stimme und eine Meinung: Martin sei der würdigste für das Bischofs¬amt, mit einem solchen Bischof sei die Kirche wirklich glücklich zu schätzen.
Allerdings widersprachen dem gewissenlos eine kleine Zahl der Leute und etliche unter den Bischöfen, die zur Einsetzung des Bischofs herbeigerufen worden waren. Sie behaupteten, Martin sei ein verachtenswerter Mensch: Einer von so kümmerlichem Aussehen, mit schmutzigem Kleid und ungepflegten Haaren sei unwürdig, Bischof zu werden.
Das Volk aber war klügeren Sinnes und hielt diese Meinung für lächerliche Torheit. Jene wollten einen berühmten Mann verachten, verkündeten doch dabei sein Lob. Die Wahlversammlung konnte nichts anderes tun, als was das überwiegende Volk mit Gottes Willen forderte.
Verräterische Gänse
Martin - so erzählt eine jüngere Legende - hatte sich während der Diskussionen entfernt und suchte sich vor der Menge zu verbergen, um der Bischofsernennung zu entgehen. Da er keinen geeigneten Ort fand, suchte er schließlich in einem Gänsestall Zuflucht. Als die Menge ihn suchte, fand sie ihn in diesem Gänsestall; die Gänse hatten durch lautes Geschrei auf den heiligen Mann aufmerksam gemacht. So hat also Martin das Bischofsamt übernommen.

Von der abergläubischen Verehrung eines falschen Heiligen
Als Bischof wohnte Martin zunächst in einer Mönchszelle, die an die Bischofskirche in Tours angebaut worden war. Wegen der Unruhe durch die vielen Besucher erbaute er sich aber bald etwa zwei Meilen außerhalb der Stadt ein Kloster für sich. Nahe bei diesem Kloster lag ein Ort, den die irrige Volksmeinung für heilig hielt, weil dort Märtyrer bestattet seien. Es stand sogar ein Altar an diesem Ort, der von einem früheren Bischof aufgestellt worden sein soll. Martin aber wollte nicht einer unbewiesenen Behauptung Glauben schenken. Er forschte deshalb bei den ältesten Priestern über den Namen des Märtyrers und den Zeitpunkt seines Martyriums. Martin hatte nämlich Bedenken, da die Überlieferung nichts Sicheres darüber aussagte.
Eine Zeitlang mied er die Stätte deshalb. Auf der einen Seite trat er so einer Frömmigkeit nicht entgegen, weil er nichts Sicheres wusste. Auf der anderen Seite stimmte er mit seinem Ansehen nicht der allgemeinen Meinung zu, um den Aberglauben nicht noch weiter zu verbreiten. Eines Tages aber nahm er einige Brüder mit sich und zog dorthin. Er stellte sich vor dem Grab auf und flehte zum Herrn, ihm zu offenbaren, wer dort begraben sei und welche Verdienste er besitze.
Da wandte Martin sich nach links und sah neben sich einen schmutzigen, grimmigen Schatten stehen. Er befahl ihm, seien Namen und sein Verdienst zu nennen. Dieser gab seinen Namen an und gestand sein Verbrechen: Er sei ein Räuber gewesen und wegen seiner Verbrechen hingerichtet worden; er werde aufgrund eines Irrtums der Bevölkerung verehrt. Er habe mit den Märtyrern nichts zu tun. Diese hielten sich in der Herrlichkeit auf, er aber am Strafort.
Die Umstehenden aber hörten nur die Stimme, sahen aber niemanden. Da erklärte ihnen Martin, was er gesehen habe. Er trug ihnen auf, den Altar von seinem bisherigen Platz zu entfernen. Die Bevölkerung befreite er aber auf diese Weise von ihrem Irrglauben.

Martin fällt einen ‚heiligen‘ Baum
Als Martin einmal in einer Siedlung einen alten Heidentempel zerstörte und eine benachbarte Kiefer umhauen wollte, kamen die Heiden und wollten ihn daran hindern. Durch Gottes Willen hatten sie sich still verhalten, als der Tempel eingerissen wurde. Sie wollten aber nicht dulden, dass der Baum gefällt werde. Mit großem Eifer versuchte ihnen Martin zu erklären, dass in einem Baum nichts Heiliges sein könne. Sie sollten doch lieber dem Gott folgen, dem er selber diene. Weil der Baum einem Dämon geweiht sei, müsse er umgehauen werden.
Da trat ein besonders Verwegener vor und sprach: "Wenn du Vertrauen zu dem Gott hast, den du zu verehren vorgibst, dann wollen wir selbst den Baum fällen. Du aber sollst ihn in seinem Fall aufhalten. Wenn dann dein Gott wirklich mit dir ist, wirst du dem Urteil entkommen." Martin zweifelte nicht an Gott und war bereit, auf den Vorschlag einzugehen. Alle Heiden stimmten dieser Abmachung zu. Ihren Baum würden sie gerne fällen, wenn sie durch den fallenden Baum zugleich den Feind ihrer Heiligtümer erledigen konnten.
Die Kiefer stand nach einer Seite geneigt. Es bestand gar kein Zweifel, nach welcher Seite sie fallen würde. Ausgelassen und voll Freude machten sich die Heiden daran, ihre Kiefer zu fällen. Dabei stand eine große Schar Schaulustiger. Da begann sich die Kiefer zu neigen und drohte zu stürzen. Ziemlich entfernt standen zitternd die Mönche. Sie waren wegen der drohenden Gefahr entsetzt und hatten alle Hoffnung aufgegeben. Sie erwarteten nur noch Martins Tod. Doch der vertraute auf den Herrn und wartete ohne Angst.
Schon ächzte die Kiefer im Fallen, schon neigte sie sich, schon stürzte sie auf ihn: Da streckte Martin seine Hand gegen sie aus und zeichnete das Zeichen des Heils gegen sie. Dann, wie wenn ein Wirbelwind den Baum umgedreht hätte, fiel er nach der entgegengesetzten Seite. Fast hätte er das wilde Volk, das sich dort sicher fühlte, erschlagen.
Nun erhob sich ein Geschrei zum Himmel. Die Heiden staunten über das Wunder. Die Mönche weinten vor Freude. Von allen gemeinsam wurde der Name Christi gepriesen. Ganz sicher ist an diesem Tag auch in diese Gegend das Heil gekommen. Fast keinen in der großen Heidenschar gab es, der nicht um die Handauflegung bat, den heidnischen Irrtum aufgab und an den Herrn Jesus glaubte.

Martin und der Kaiser in Trier
In Trier residierte zu Lebzeiten des heiligen Martin Kaiser Maximus, der 383 von seinen Truppen in Britannien zum Kaiser erhoben worden war und von Trier aus das römische Westreich bis zu seinem späteren Sturz 388 regierte. Während andere Bischöfe durch Schmeichelei bei Hofe ihre Ziele verfolgten, vermied Martin ein Zusammentreffen mit dem Usurpator. Martin wollte nicht am Tisch dessen sitzen, der einen Kaiser um sein Reich und einen anderen um sein Leben gebracht habe.
Nun waren aber aus den verschiedenen Teilen der Welt Bischöfe zum Kaiser gekommen, um durch üble Kriecherei die Verurteilung des der Ketzerei angeklagten Spaniers Priscillian zu erreichen. Weil sich diese Bischöfe nicht scheuten, ihre bischöfliche Würde geringer zu schätzen als die kaiserliche Gunst, überwand Martin seine Bedenken gegen den Kaiser und folgte einer Einladung zu einem kaiserlichen Mahl.
Wie bei einem Festtag kamen die höchsten und angesehensten Männer zusammen. Mitten unter ihnen saß der Priester, der Martin begleitete, während Martin selbst neben dem Kaiser saß. Etwa nach dem halben Mahle reichte ein Diener dem Herrscher die Trinkschale, so wie es üblich war. Doch dieser befahl, die Trinkschale erst Bischof Martin zu reichen. Er erhoffte sich dadurch, die Trinkschale aus der Hand Martins zu erhalten. Als Martin getrunken hatte, gab er aber die Schale an seinen priesterlichen Mitbruder weiter. Er meinte nämlich, niemand sei würdiger, als erster nach ihm zu trinken; es sei Unrecht, den Herrscher oder einen aus seiner Umgebung dem Priester vorzuziehen.
Der Kaiser und alle Anwesenden wunderten sich darüber so sehr, dass ihnen die Zurücksetzung sogar gefiel. Im ganzen Palast wurde Martin gerühmt, weil er am Tisch des Kaisers getan hatte, was am Tisch der niederen Beamten kein Bischof zu tun gewagt hätte.

Martin und die Martinsfischer
Eines Tages sah der heilige Martin einen hässlichen, schmutzig¬¬¬-schwarzen Vogel, der fischte. Er rief ihn, und der Vogel kam sogleich herbeigeflogen. "Bravo", sagte der Heilige, "du sollst für deinen Gehorsam belohnt werden!" Dann verwandelte er ihn in einen der schönsten Vögel, mit azurblauem Mantel und purpurrotem Kehlchen. "Ich will dir sogar meinen Namen geben", fügte Martin hinzu. "Du sollst Martinsfischer heißen und darfst in allen Bächen und Flüssen Fische fangen". Seit jenen Tagen fischt der Eisvogel überall ungehindert.

Das Gleichnis vom frisch geschorenen Schaf
Einmal fiel der Blick des heiligen Martin auf ein frisch geschorenes Schaf. Da sagte er: "Dieses Tier hat die Vorschrift des Evangeliums erfüllt. Zwei Kleider hat das Schaf; eines schenkte es dem, der keines hatte. So sollt auch ihr handeln."

Der grausame Richter und der Diener Gottes
Claudius Avitianus war beauftragt, Gallien zu inspizieren und hatte zu diesem Zweck außerordent¬liche richterliche Vollmachten erhalten. Seine Grausamkeit und sein maßloser Zorn versetzten die Bewohner der Provinz in Furcht und Schrecken. Als er in die Stadt der Turonen einzog, folgten ihm zahlreiche Gefangene, die mit Ketten gefesselt waren und sehr elend aussahen. Avitianus ließ für die Gefangenen Marterwerkzeuge bereitstellen. Er setzte die Bestrafung auf den folgenden Tag fest.
Davon hörte Martinus, der noch in der gleichen Nacht zum Palast des Richters eilte. Dort schlief schon alles; die Tore waren fest verriegelt. Martinus warf sich vor der Schwelle nieder, mit dem Gesicht zur Erde. Während er betete, weckte ein Engel den Richter und sagte zu ihm: "Wie kannst du schlafen, wenn ein Diener Gottes vor deiner Schwelle liegt?" Verwirrt sprang Avitianus aus dem Bett, rief seine Diener und erklärte ihnen zitternd, Martinus warte vor der Tür, sie sollten ihn hereinbitten. Aber die Diener lachten über ihren Herrn und glaubten, er sich durch einen Traum täuschen lassen. Deshalb sahen sie nur flüchtig nach. "Es ist niemand da", sagten sie zu Avitianus. "In einer kalten und unfreundlichen Nacht wie dieser hält sich kein Mensch draußen auf."
Der Richter war beruhigt und fiel wieder in den Schlaf. Aber bald wurde er noch heftiger geweckt. Er wollte seine Diener ein zweites Mal hinausschicken. Als sie zögerten, ging er selbst bis zum äußersten Tor, wo er Martinus traf. "Herr, warum hast du mir das angetan?" fragte er. "Ich kann keine Ruhe mehr finden. Geh rasch fort, denn ich habe genug gebüßt." Weil der Heilige noch immer wartete, fügte er hinzu: "Ich weiß, was du verlangst, und werde alles nach deinem Wunsch erfüllen."
Am nächsten Morgen rief Avitianus seine Schergen. Er befahl, den Gefangenen die Ketten abzunehmen. Dann verließ er die Stadt, in der Freude und Jubel herrschten.

Die heiligen Severin und Ambrosius erleben den Tod des Martin
Sankt Severinus, Erzbischof von Köln, umschritt des Sonntags nach der Frühmesse die heiligen Stätten wie seine Gewohnheit war. Da hörte er um dieselbe Stunde, als der heilige Martin verschieden war, die Engel im Himmel singen. Er rief seinen Archidiakon und fragte ihn, ob er etwas höre. Der sprach, er höre nichts.
Da mahnte ihn der Erzbischof, er solle mit Fleiß hören; also streckte jener den Hals in die Höhe, reckte die Ohren und stand auf den Fußspitzen, auf seinen Stab gestützt. Und weil der Erzbischof für ihn betete, sprach er, dass er etliche Stimmen im Himmel höre. Da sprach der Bischof: "Mein Herr Martinus ist von dieser Welt geschieden, und die Engel tragen seine Seele gen Himmel."
Es waren auch Teufel da, die wollten ihn zurückhalten, aber da sie nichts an ihm fanden, was ihnen zugehörte, mussten sie beschämt weichen. Der Archidiakon aber merkte sich Tag und Stunde und erfuhr später, dass Martinus um diese Zeit gestorben war.
Am selben Tag geschah es auch, dass Sankt Ambrosius, Bischof von Mailand, als er die Messe las, über dem Altar zwischen den Propheten und der Epistel einschlief. Da wagte ihn niemand zu wecken, und der Subdiakon traute sich ohne seine Gebot nicht, die Epistel zu lesen. Als aber zwei oder drei Stunden vergangen waren, weckten sie ihn doch und sprachen: "Schon ist die Stunde vorüber und das Volk ist müde und wartet. So möge unser Herr gebieten, dass der Kleriker die Epistel lese."
Da antwortete Ambrosius: "Lasst euch nicht betrüben, aber wisset, mein Bruder Martinus ist gestorben, und ich bin bei seinem Begräbnis gewesen und habe es mit Feier begangen. Weil ihr mich geweckt habt, konnte ich die letzte Respons nicht vollbringen." Da merkten sie sich den Tag und die Stunde und fanden, dass Sankt Martin um diese Zeit in den Himmel gefahren sei.


Martinslieder

St. Martin ritt durch Schnee und Wind

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind,
sein Ross, das trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,
sein Mantel deckt ihn warm und gut.

Im Schnee saß, im Schnee saß,
im Schnee, da saß ein armer Mann,
hat Kleider nicht, hat Lumpen an.
"O helft mir doch in meiner Not,
sonst ist der bitt're Frost mein Tod!"

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin zieht die Zügel an,
das Ross steht still beim armen Mann.
Sankt Martin mit dem Schwerte teilt
den warmen Mantel unverweilt.

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin gibt den halben still,
der Bettler rasch ihm danken will.
Sankt Martin aber ritt in Eil'
hinweg mit seinem Mantelteil.

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin legt sich müd' zur Ruh
da tritt im Traum der Herr dazu
Er trägt des Mantels Stück als Kleid
sein Antlitz strahlet Lieblichkeit.

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin sieht ihn staunend an,
der Herr zeigt ihm die Wege an
Er führt in seine Kirch' ihn ein,
und Martin will sein Jünger sein.


Laterne, Laterne

Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne,
brenne auf mein Licht, brenne auf mein Licht,
aber nur meine liebe Laterne nicht.

Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne,
wenn es dunkel ist, wenn es dunkel ist,
ja dann seht ihr erst wie schön das ist.

Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne,
geh nicht aus mein Licht, geh nicht aus mein Licht,
denn ich will es sehen, dein Angesicht.

Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne,
und dein heller Schein, und dein heller Schein,
ja, der soll für immer bei uns sein.


Ich gehe mit meiner Laterne

Ich geh' mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir.
Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus.
Rabimmel, Rabammel, Rabumm.
Der Hahn, der kräht, die Katz' miaut,
Rabimmel, Rabammel, Rabumm.

Ich geh' mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir.
Mein Licht ist an, ich geh voran.
Rabimmel, Rabammel, Rabumm.
Mein Licht ist schön, könnt ihr es sehn?
Rabimmel, Rabammel, Rabumm.

Ich geh' mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir.
Ich trag mein Licht, ich fürcht mich nicht.
Rabimmel, Rabammel, Rabumm.
Sankt Martin hier, wir leuchten dir.
Rabimmel, Rabammel, Rabumm.

Ich geh' mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne, hier unten leuchten wir.
Wie schön das klingt, wenn jeder singt.
Rabimmel, Rabammel, Rabumm.
Mein Licht geht aus, wir gehn nach Haus.
Rabimmel, Rabammel, Rabumm.


Durch die Straßen auf und nieder

1. Durch die Straßen auf und nieder
leuchten die Laternen wieder
rote, gelbe, grüne, blaue,
lieber Martin komm und schaue!

2. Wie die Blumen in dem Garten,
blüh‘n Laternen aller Arten:
rote, gelbe, grüne, blaue,
lieber Martin, komm und schaue!

3. Und wir gehen lange Strecken,
mit Laternen an den Stecken:
rote, gelbe, grüne, blaue,
lieber Martin komm und schaue!


Martinsbräuche
Martinumzüge & Martinslichter
Noch heute finden, v.a. im Rheinland, am Martinstag, dem 11.11. (oder am Tag davor oder danach) Laternenumzüge statt. Kinder tragen oft selbst gebastelte bunte Lampions oder auch ausgehöhlte ‚Rummeln‘ (Runkelrüben) durch die Straßen und singen zu Ehren des heiligen Martin Lieder. Häufig reitet ihnen ein „Martinsmann“ voran. Dieser Brauch soll an den Fackelzug erinnern, der Martinus aus seinem Kloster nach Tours geführt hat, wo er zum Bischof geweiht wurde.
Die Laternenumzüge sind auch Teil der Lichtsymbolik der katholischen Kirche, die am 2.11. mit Allerheiligen beginnt und bis Lichtmess am 2.2. dauert. Ursprünglich zog man nicht mit Lampions oder Laternen durch die Straßen, sondern mit Fackeln. Mit diesen Fackeln wurden große Martinsfeuer entzündet. Diese Feuer brachten Licht in die dunkle Jahreszeit. Sie läuteten den Beginn des Winters ein, ähnlich wie die Johannisfeuer den Sommer.
Martinsgans-Essen
Das Gänsebraten-Essen am Martinstag wird gerne mit der oben erwähnten ‚Gänse-Legende‘ verbunden. Tatsächlich fällt das Martinsfest am 11.11. auf den Tag, an dem das Wirtschaftsjahr der Bauern zu Ende ging. An dem Tag mussten sie Pachtzinsen für ihr Land zahlen und auch ihre Knechte und Mägde bekamen ihren Jahreslohn.
Rund um diesen Hauptzinstag entstanden Schlachtfeste, die ähnlich wie heute Fasnacht und Karneval gefeiert wurden. Nach diesen Festen begann für die Menschen eine sechswöchige Fastenzeit, die bis Weihnachten dauerte.
Heischegänge & Martinswecken
Früher zogen an den Martinsfesttagen die Kinder von Haus zu Haus und machten Heischegänge. Das heißt, sie bettelten um Süßigkeiten, um Nüsse, Äpfel oder süßes Gebäck. Aus diesem Brauch entstanden die Martinswecken, kleine Hefegebäckteile, die in ihrer Form an Sankt Martin erinnern sollen.
In Schweich kennt man traditionell eher die Martinsbrezel. Sie hat ihren Ursprung daher, dass früher im Gedenken an den heiligen Martin Gebäck an Arme und Kranke verteilt wurde, je nach Region in Brezelform.
St. Martin zu Pferd, mit Mantel und Schwert
Den Laternenumzügen reitet oft ein Mann voran, der Sankt Martin darstellen soll. Er ist wie ein römischer Soldat gekleidet. So wird auch Sankt Martin auf Heiligenbildern dargestellt: Mit Helm und rotem Mantel sitzt er auf einem weißen Pferd und teilt mit seinem Schwert den Soldatenmantel.
Tatsächlich weiß man gar nicht, ob Martinus beritten war, als er dem Bettler begegnet ist. Sulpicius Severus erzählt das so nicht. Auf den Bildern wird Martinus so dargestellt, um deutlich zu machen, welche Bedeutung er für das Christentum hat. Sie zeigen ihn als edlen Ritter, der sein Schwert nicht als Waffe benutzt, sondern als Werkzeug mit dem er Gutes vollbringt.