Zur Restaurierung
Die Renovierung der kath. Pfarrkirche in Schweich
Aus der Sicht des Architekten Peter van Stipelen
Die Weihe des neuen Zelebrationsaltares am 24. 5. 1987 wird End- und Höhepunkt der 10jährigen Renovierung der Pfarrkriche sein.
Wenn auch beim ersten Gespräch am 26. 5. 1977 jedem der Teilnehmer klar war, daß die Realisierung des dort besprochenen Konzeptes der Renovie-rung einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen würde, an zehn Jahre hatte wohl niemand gedacht! Es hat sich jedoch auch wohl niemand vorstellen können, wie gründlich - gestützt durch eine engagierte Gemeinde - diese Renovierung durchgeführt werden konnte. Selbst größere Finanzaufwendungen als erwartet wie z. B. bei der Wiederherstellung der Ausmalung führten nicht zu Abstrichen am Gesamtkonzept. Wenn nachstehend der Verfasser Ablauf und Umfang der Arbeiten darlegt, so möchte er vorher Folgendes bekennen: Auch er hatte am 26. 5. 1977 Zweifel an der Möglichkeit der Realisierung des ,,Idealkonzeptes".
Stand doch am Anfang aller Arbeiten die nüchterne und nicht sehr erfreuliche Bestandsaufnahme des Innenraum-Zustandes.
Konnte als äußerst positiv vermerkt werden, daß bei den letzten Renovierungen die Einrichtung der Kirche erhalten blieb, so mußte auch schmerzlich festgestellt werden, daß bauliche Maßnahmen zur Durchführung kamen, die den Gesamteindruck des Innenraumes erheblich beeinträchigen:
- die reiche Ausmalung wurde überstrichen
- der Chorboden wurde mit Solnhofer-Platten belegt
- die Gänge erhielten schwarze Kunststeinbeläge
- die Seiteneingänge am Turm erhielten kastenartige und große Windfangeinbauten
- es wurde eine große neo-barocke Orgel eingebaut
- die Emporenbrüstung wurde erhöht und erhielt eine unpassende Verbretterung.
Doch nun zum Ablauf der Arbeiten.
1978
Vor der Außenrenovierung wurde bereits in diesem Jahr eine Neuverbleiung der aus der Erbauungszeit der Kirche stammenden Verglasungen vorgenommen.
Durch die aggressiven Einwirkungen aus verschmutzter Luft und verseuchtem Regen waren das Blei verrottet und die gemalten Scheiben angegriffen. Auch schadhafte und fehlende Scheiben wurden nachgemalt und ersetzt.
1979-80
Bei den umfangreichen Außeninstandsetzungen wurde die gesamte Dacheindeckung einschließlich Turm mit Naturschiefer erneuert. Außerdem wurden Renovierungen am Werkstein und an der Werksteinverfugung durchgeführt.
Für den Betrachter wird jedoch die farbige Eintönung der Turmschaftflächen der erkennbarste Teil der Außenrenovierung sein.
Der aus einer früheren Bauepoche stammende untere Teil des Turmschaftes wurde mit den neueren oberen Geschossen - aus der Erbauungszeit der Kirche - farblich zusammengefaßt.
1981
Als Vorbereitungsmaßnahmen für die Innenrenovierung wurden
- die Heizungsanlage erneuert
- eine neue Elektroinstallation eingebaut mit dem Ziel, eine gründlichere vor allem festlichere Ausleuchtung des Kirchenraumes zu erzielen, und
- eine Wärmedämmung auf den Gewölben aufgebracht, um den Deckenmalereien eine längere Lebens-dauer zu gewährleisten, und auch zur Ersparnis von Heizkosten beizutragen.
Schon während aller vorgenannten Arbeiten wurden bereits Gespräche über die Innenrenovierung geführt.
Wenn auch die äußeren Arbeiten für den Bestand der Kirche von großer Wichtigkeit waren, so bestand in allen Gremien Klarheit darüber, daß im Inneren die größeren und weitreichenderen Entscheidungen bevorstanden.
Zum Glück für alle Beteiligten fiel die Innenrenovierung in eine Zeit, in der das Verständnis für den Kirchenraum des 19. Jahrhunderts bei vielen Kirchenbesuchern wieder sehr ausgeprägt war.
So konnten sowohl bei den kirchlichen Behörden als auch bei den Gremien der Pfarrei und vor allem in der Pfarrei breite Zustimmung zu den Vorschlägen für die Renovierung und neue Gestaltung erreicht werden.
1982
Am 30. August begannen die Arbeiten im Inneren mit der Erweiterung der Heizkanäle, dem Rohbau des Altarplatzes und der Verbreiterung der Türe zwischen Turm und Kirche.
Am Jahresende wurde das Gerüst im Innenraum aufgestellt. Bei den sich anschließenden Reinigungsarbeiten kamen dann die Ausmalungen an Gewölben und Wänden wieder zum Vorschein.
1983
War aus Erinnerung und Fotos bekannt, daß die Kirche eine sehr reiche Ausmalung besessen hatte, so überraschte doch die hohe Qualität der noch erhaltenen Teile.
Es mußte aber auch zur Kenntnis genommen werden, daß viel Originalsubstanz verloren war oder durch die Reinigung verloren ging. Schon in der Osterzeit konnte die Pfarrei die ersten Gewölbeflächen bestaunen, die von der Restauratorin, Frau Schreyögg, und ihren Mitarbeitern mit großer Fertigkeit teilweise restauriert, teilweise rekonstruiert waren.
Brachten der Fortschritt der neuen Ausmalung bzw. Restaurierung immer mehr Freude, so brachte sie aber auch die Erkenntnis, daß die geldlichen Aufwendungen den Ansatz erheblich übersteigen würden.
Dennoch fiel im gleichen Jahr die für die Kirche so wichtige Entscheidung über die neuen Bodenbeläge. Nach langen Beratungen schloß sich die Kirchengemeinde dem Votum des Diözesankonservators, Prof. Dr. Ronig und des Architekten an:
Chor und Schiff erhielten Sandsteinbeläge, die den einheitlichen Gesamteindruck des Raumes unterstreichen.
Bereits bei den Rohbauarbeiten im Chorraum wurden Reste der Beläge und Stufen aus der Erbauungszeit gefunden.
Das Profil der Stufen wurde für die neuen übernommen.
1984
Weiter anhaltende Spendenfreudigkeit und die Zusage eines weiteren Zuschusses ermöglichten, die zunächst zurückgestellte Restaurierung der Sockelbemalung durchzuführen.
Nach langen Beratungen konnten die Vorbereitungen für den neuen Eingang durch den Turm getroffen, und die daraus resultierende neue Wendeltreppe zur Empore eingebaut werden.
Auch wurde endgültig auf alle Windfangkästen in der Kirche verzichtet. In diesem Jahr wurde auch die für den Gesamtraum und den Gottesdienst so wichtige Entscheidung zur Auftragserteilung einer neuen Orgel - unter Mitverwendung alter Register - getroffen. Die Orgelbauanstalt Führer aus Wilhelmshaven ist Garant dafür, daß die Orgel auch in ihrer äußeren Erscheinung dem großartigen Kirchenraum gerecht wird.
1985
War das Jahr der Neugestaltung der Turmhalle.
Vom schön gestalteten Platz vor der Kirche wurde ein neuer Haupteingang im Turm geschaffen. Dieser Eingang ist in Anlehnung an die Seitenportale gestaltet und erhielt ein auskragendes Schutzdach.
1986
In diesem Jahr konnten der neue Zelebrationsaltar und der neue Ambo aus hellem Sandstein aufgestellt wer den. Die vom Bildhauer Willi Hahn in Zusammenarbeit mit dem Architekten gestalteten neuen Teile im neugotischen Raum wurden vom Bistumskonservator Prof. Dr. Ronig wie folgt beurteilt,,sowohl vom Volumen her, wie in der Gliederung der Maße und in der ornamentalen bzw. figürlichen Behandlung sind sowohl Altar als auch Ambo im Hinblick auf das neugotische Ensemble gut gelungen".
1987
Bis zum Zeitpunkt der Altarkonsekration werden die noch fehlenden Sitze für Zelebranten, Diakone und Meßdiener gefertigt sein. Teilweise werden dafür Teile der alten Einrichtung verarbeitet. Nach Abschluß der Restaurierungsarbeiten an und in der Schweicher Pfarrkirche ist erkennbar, welch große Bedeutung dieser Bau des Architekten Hector aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts für Schweich und den Trierer Raum hat.
Dem Verfasser sei erlaubt, auf die gute und erfreuliche Zusammenarbeit mit Herrn Dechant Koch, den Gremien der Kirchengemeinde und der bischöflischen Behörde besonders hinzuweisen, und den in dieser Schrift genannten Firmen für ihre gute Arbeit zu danken.
• Bischöfliches Generalvikariat Trier
Hauptabteilung Finanzen (Leitung Dompropst Peter Faber)
Hauptabteilung Bau und Kunst (Leitung Bistumsarchitekt Ltd. Baudirektor Alois Peitz)
• Amt für Kirchliche Denkmalpflege (Leitung Diözesankonservator Prof. Dr. Franz Ronig)
• Planung: Architekt Peter van Stipelen, Trier
• Bauleitung
Außenrenovierung: Bau-Ingenieur Wolfgang Schaab, Trier
Innenrenovierung Architekt Peter van Stipelen, Trier
• Spieles- und Kirchplatzgestaltung: Stadt Schweich
• Künstlerische Gestaltung
Innenausmalung Gisela Schreyögg, Leutesdorf
Zelebrationsaltar und Ambo Willi Hahn, Trier