Foto: Wolfgang Welter
Mutter der Gottesmutter Maria
† vor 1 (?) in Israel
Gedenktag katholisch: 26. Juli
Name bedeutet: die Begnadete (hebr.)
Patronin der Bretagne; von Florenz, Innsbruck und Neapel; der Mütter und der Ehe, der Hausfrauen, Hausangestellten, Ammen, Witwen, Armen, Arbeiterinnen, Bergleute, Weber, Schneider, Strumpfwirker, Spitzenklöppler, Knechte, Müller, Krämer, Schiffer, Seiler, Tischler, Drechsler, Goldschmiede; der Bergwerke; für eine glückliche Heirat, für Kindersegen und glückliche Geburt, für Reichtum und Wiederauffinden verlorener Sachen und Regen; gegen Gicht, Fieber, Kopf-, Brust- und Bauchschmerzen, Gewitter; des Bistums Opole / Oppeln, der Diözese Gliwice / Gleiwitz
Anna und Joachim waren nach apokryphen Evangelien des 2. bis 6. Jahrhunderts - erstmals im in Syrien oder Ägypten verfassten Protoevangelium des Jakobus um 150 - die Eltern der Maria und somit die Großeltern von Jesus. Die legendäre Lebensgeschichte ist dem altestamentlichen Vorbild von Hanna und ihrem Sohn Samuel (1. Samuel 1 - 2) nachgezeichnet: erst nach zwanzigjähriger kinderloser Ehe gebar Anna die Maria. Die vorangegangenen Verheißungen des Engels sind Hinweis auf die besondere Erwählung der Maria von Anfang an. Demnach war Anna königlicher Abstammung und aus dem Geschlecht Davids. Nach der Legenda Aurea hatte die betagte Anna nach Joachims Tod noch zwei weitere Ehemänner, deren Namen mit Kleophas und Salomas überliefert werden; daraus entstand die Überlieferung von der Heiligen Sippe.
Anna und Joachim wurden mit reicher Ausgestaltung in den Legenden schon in frühchristlicher Zeit dargestellt, seit dem 6. Jahrhundert wird Anna als Marias Mutter verehrt. Der Kult wurde besonders durch das Kaiserhaus in Byzanz - dem heutigen Ístanbul - gefördert, dort wurde um 550 durch Kaiser Justinian eine Anna geweihte Kirche errichtet. Im Westen wurde die Anna-Legende zunächst abgelehnt, so durch Hieronymus, Augustinus und das Papst Gelasius I. zugeschriebene Dekret.
Im 8./9. Jahrhundert verbreitete Haimo von Halberstadt die Anna-Legende im Westen. Der Anna-Kult kam dann durch die Kreuzfahrer nach Europa, er wurde v. a. durch die Franziskaner verbreitet, die gegen die Dominikaner die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis Mariens vertraten, und unterstützt durch zahlreiche Reliquienübertragungen. Die Verehrung erreichte ihren Höhepunkt, als 1481 Papst Sixtus IV. den Gedenktag der Anna in den römischen Kalender aufnahm; 1584 bestimmte Papst Gregor XIII. ihren Festtag. Vielerorts bildeten sich Laien-Bruderschaften zur Huldigung der Großmutter von Jesus.
Das bürgerlichen Familienideal des späten Mittelalters förderte noch einmal die Verehrung Annas und der Heiligen Sippe, die Darstellungen der Annaselbdritt breiteten sich rasch aus. Die Vorstellung von der mulier fortis, der starken Frau, befördert durch die Lesungen der Liturgie am Annafesttag, machte sie zur Patronin von Zünften und von Handels- und Gewerbetreibenden, sie wurde um die Vermehrung des Reichtums angerufen. Dies führte zum Schriftwort vom Schatz im Acker (Matthäusevangelium 13, 44) und daraus resultierend dazu, dass Anna zur Patronin der Bergleute wurde.
Die Verehrung nahm weiteren Aufschwung im 13. und im frühen 16. Jahrhundert, als viele Annakapellen und tausende von Altären und Statuen zu ihren Ehren errichtet wurden. Annagürtel halfen gegen Unfruchtbarkeit von Frauen, Glocken wurden Anna geweiht, die neun Dienstage vor Ostern wurden als Annadienstage begangen. Im 19. Jahrhundert gab es im deutschen Sprachgebiet etwa 100 größere und kleinere Wallfahrtsstätten zu Ehren Annas. Nach 1945 erlebte die Annaverehrung in Westdeutschland einen Aufschwung durch die Schlesier.
Seit 1501 liegt der - angebliche - Kopf von Anna in der Anna geweihten Kirche in Düren, weitere Reliquien liegen in Wien und anderen Städten. Wallfahrten gab es in Annaberg in Niederösterreich, gibt es seit 1656 zur Kirche St. Anna in Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz in Bayern und in insgesamt fast 100 größeren und kleineren Orten im deutschen Sprachgebiet.
Auch Nantes und Sainte-Anne-d'Auray in Frankreich war Ziel von Pilgern; ebenso ist die Verehrung von Anna in Kanada weit verbreitet und beliebt. Der Annaberg in Schlesien - beim heutigen Góra Świętej Anny - ist auch heute noch Zentrum des Annakultes. In der St.Annenkirche in Annaberg im Erzgebirge in Sachsen wurden bis zur Reformationszeit Reliquien verehrt, die aber heute nicht mehr existieren. Da Anna an einem Dienstag gestorben sein soll, ist dies der Tag ihrer besonderen Verehrung.
Anna ist Schutzpatronin gegen Gewitter. Um den Annatag herum beginnen die sommerlichen Hundstage, die bis in den August hinein andauern; diese Jahreszeit wird durch den Aufgang des Hundssterns, des Sirius im Sternbild des großen Hundes bestimmt und zeichnet sich durch große Hitze und die damit einhergehenden Gewitter aus. Selbst Martin Luther, Sohn eines Bergmannes, soll erklärt haben: Sankt Anna war mein Abgott, er rief sie auf seiner Wanderung bei Stotternheim zum Schutz vor Blitz und Donner an.
Bauernregeln:
Wenn am Annatag die Ameisen aufwerfen, so soll ein strenger Winter folgen.
St. Anna klar und rein / wird bald das Korn geborgen sein.
Anna warm und trocken, / macht den Bauer frohlocken.
Um St. Ann / fangen die kühlen Morgen an.
Ist St. Anna erst vorbei / kommt der Morgen kühl herbei.