Die Kirchenväter Gregor, Ambrosius, Hieronymus und Augustinus auf der Kanzel

Gregor der Große
orthodoxer Beiname: der Gesprächsbereite
Papst, Kirchenlehrer, Kirchenvater
* um 540 in Rom
† 12. März 604 in Rom

Gedenktag katholisch: 3. September
Name bedeutet: der Wachsame (griech. - latein.)
Attribute: Tiara, Buch; Taube, Arme bedienend
Patron des kirchlichen Schulwesens, der Bergwerke; des Chor- und Choralgesanges; der Gelehrten, Lehrer, Schüler, Studenten, Sänger, Musiker, Maurer, Knopfmacher; gegen Gicht und Pest

Gregor wurde in als Sohn eines sehr reichen Senators - wohl aus der Patrizierfamilie der Anicii - und der Silvia geboren; er war der Urenkel von Papst Felix III. und verwandt mit Papst Agapitus I.. Er studierte Grammatik, Rhetorik und Verwaltungswesen und stand bereits im Alter von gut 30 Jahren als Präfekt an der Spitze von Roms Zivilverwaltung; seine dabei erlangten Kenntnisse in der Verteilung von Lebensmitteln, der öffentlichen Ordnung und im Bauwesen befruchteten später sein Amt. Aber dann legte er seine Ämter nieder und zog sich 575 nach dem Tode seines Vaters in den Palast seiner Familie zurück, aus dem er ein dem Apostel Andreas gewidmetes Benediktinerkloster machte, an der Stelle der heute nach ihm benannten Kirche San Gregorio Magno al Celio. Aus dem Familienbesitz gründete er noch sechs weitere Klöster in Süditalien, darunter - wohl 581 - das Kloster an der heutigen Kirche San Giovanni degli Eremiti in Palermo, das Kloster San Martino delle Scale im heute gleichnamigen Ortsteil von Monreale bei Palermo und in den Bergen der Madonie das Kloster Gibilmanna - heute ein Ortsteil von Cefalù.
Gregor wurde 578/579 zum Diakon geweiht und wurde einer der sieben Diakone von Rom. 579 wurde er im Auftrag von Papst Pelagius II. als Gesandter zum Kaiser nach Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - gesandt, wo er auch militärische Hilfe gegen den Einfall der bis vor Rom vorgedrungenen Langobarden erwirken sollte, was ihm aber misslang. 585 kehrte er in sein Andreaskloster zurück, wirkte dort möglicherweise als Abt. Zahlreiche Wohltaten, Bittgänge und wunderbare Wirkungen wurden seinen Gebeten und Bemühungen zugeschrieben.
Als 590 eine Überschwemmungskatastrophe Tod und Elend über Rom brachte und die anschließende Pestseuche nicht nur die Bevölkerung hinraffte, sondern auch Papst Pelagius II., fiel die Wahl auf Gregor; er wurde damit der erste Mönch auf dem Stuhl Petri. Seiner eigenen Schilderung zufolge - entsprechend den damals üblichen demütigen rhetorischen Gepflogenheiten - wollte er sich dem entziehen und ließ sich verkleidet und in einem Fass verborgen auf einem Ochsenkarren aus der Stadt bringen, um in einer Höhle als Eremit zu leben. Eine Lichtsäule, an der Engel auf- und niederstiegen, führte aber zu seiner Entdeckung; am 3. September übernahm er das Amt.
Obwohl als kränklich bekannt, entfaltete Gregor beeindruckende Aktivitäten in Politik, Kirche und in der Fürsorge für sozial Schwache. Nach wiederholten Ausbrüchen von Pestseuchen ließ er 590 ein angeblich von Lukas gemaltes Bild der Maria einer Prozession vorantragen, hörte Engel das Regina coeli singen, fügte eine Strophe hinzu und sah einen Engel auf dem Hadriansgrabmal das blutige Schwert in die Scheide stecken - Zeichen der beendeten Seuchen; von da an soll man das Bauwerk Engelsburg genannt haben.
Das römische Weltreich war am Ende, nur ein kleiner Rest um die Stadt herum war römisch und gehörte zu Byzanz; der Kaiser dort aber verweigerte Gregor die erbetene Hilfe gegen Eindringlinge. So musste Gregor mit den Langobarden verhandeln und konnte 594 deren Invasion nur dadurch verhindern, dass er ihnen die Zahlung eines hohen jährlichen Tributs zusagte. Die Langobarden hatten dennoch den fast völligen Zusammenbruch der Verwaltung bewirkt, Gregor musste sich um die Versorgung der Armen und den Schutz der Bevölkerung kümmern; aufgrund der großen Ländereien im Besitz der Kirche konnte er Nahrung und Geld bereitstellen. Auf einer Synode wurde 595 die päpstliche Verwaltung neu organisiert, sie durfte nun nur noch aus Klerikern und Mönchen bestehen. Mit großer Sorgfalt wählte er die Bischöfe aus, entsprechend den Anforderungen, die er in seiner Regula Pastoralis festgelegt hatte; insbesondere waren alle simonistischen Tendenzen untersagt.
Mit besonderer Aufmerksamkeit verwaltete Gregor selbst die reichen Besitztümer in Süditalien, Sizilien, Sardinien, Gallien, Dalmatien und in Nordafrika. Die einzelnen Provinzen wurden von Subdiakonen geleitet, ihnen gab Gregor Listen, die die Höhe der Bestechungsgelder für die Beamten des von Byzanz kontrollierten und mit Rom um die Führerschaft im Westen konkurrierenden Erzbistums Ravenna festlegten. So übernahm das Papsttum unter Gregor die politische Macht in Italien, er schloss die Ländereien zu einem einheitlichen Ganzen zusammen, das zum Grundstein des Kirchenstaates wurde. Der Erlös wurde oft für caritative Zwecke verwendet, auch für Juden, so in Cagliari.
Gregor war ein energischer Kirchenführer und verstand sich zugleich nach Markusevangelium 10, 44 als servus servorum Dei, Diener der Diener Gottes - den Titel übernahmen nach ihm alle Päpste. Der machtbewusste Mann sah sich erfüllt von der Aufgabe, die strenge katholische Gläubigkeit zu verteidigen und zu verhüten, dass christianisierte Länder wieder dem Heidentum oder ketzerischen Lehren verfielen. Es gelang ihm, Roms Anspruch auf die kirchliche Vorrangstellung gegenüber dem Patriarchen von Konstantinopel sowie den anderen Bischöfen der Kirche durchzusetzen. Dabei half ihm seine Mystifizierung des Amtes als Nachfolger von Petrus, wonach dieser durch ihn rede und handle.
Mit der austrasischen Königin Brunhilde konnte Gregor Reformen in der Verwaltung der Kirche vereinbaren. Zugleich war dies die Voraussetzung für die von Gregor initiierte Re-Christianisierung Englands, als er 597 Augustinus von Canterbury, den Abt seines Familienklosters, mit weiteren 39 Mönchen nach England sandte; Motiv sei gewesen, dass Gregor schöne englische Jünglinge auf dem Markt gesehen hatte. Augustinus wurde angewiesen, bei der Mission an vorchristliches Brauchtum anzuknüpfen und bestehende heidnische Heiligtümer nicht zu zerstören. Ein wesentliches Anliegen war Gregor die Einheit des aktiven und des kontemplativen Lebens und die Wahrung des Gleichgewichts von Gebet und Arbeit gemäß der Regel der Benediktiner.
Die Zurückführung der dem Arianismus anhängenden Langobarden in den Schoß der katholischen Kirche erreichte Gregor, indem er Königin Theodelinde unterstützte. Auch in Spanien gelang ihm unter wesentlicher Mithilfe von Leander von Sevilla die Eindämmung des Arianismus und die Rekatholisierung des Landes, nachdem er Westgotenkönig Rekkared wieder zum Katholizismus zurückführen konnte. Lediglich in Nordafrika wurden seine Eingriffsversuche abgewiesen; Gregor erhob deshalb den Vorwurf, dort sei der Donatismus wieder aufgelebt.
Gregor förderte das Klosterwesen, sein besonderes Interesse schenkte er der Liturgiereform, er führte die gregorianischen Choräle ein. Die Liste der Todsünden - Hochmut, Völlerei, Neid, Zorn, Trägheit, Geiz, Wollust - geht auf ihn zurück.
Die Legenda Aurea berichtet zahllose Züge der äußersten Demut und Kasteiung Gregors bis zum Herzbruch. Erzählt wird die Verwandlung einer Oblate in ein Stück Fleisch - oder den wahrhaftig sichtbaren Leib Christi - und dessen Rückverwandlung, als die ungläubige Frau, die die Oblaten gebacken hatte, ihren Zweifel an der Wandlung der Elemente in der Eucharistie mit Lachen äußerte; mit dem sichtbaren Wunder gelang es Gregor, die Frau zu bekehren.
Schwere Krankheit habe Gregor auf sich genommen, um Kaiser Trajan aus dem Fegefeuer zu lösen. Dessen Stimme hatte Gregor demnach vernommen, als er über das Trajansforum zur Peterskirche ging und über diesen gerechten Heiden weinen musste: Trajan hatte von einem Kriegszug Abstand genommen, um einer hilflosen armen Witwe für ihren unschuldig getöteten Sohn zum Recht zu verhelfen; eine erweiterte Legende lässt den Sohn des Kaisers bei einem Ausritt den Sohn der Witwe töten, das Gesetz verlangte für die Untat Blendung, der Kaiser opferte ein eigenes Auge, damit dem Sohn doch eines bliebe.
Die in 14 Büchern zusammengefassten Briefe des letzten der vier Kirchenväter beschreiben Gregors Denken und den Zeitgeist eindrücklich. Seine Werke mit allegorischer Schriftauslegung und moralischer Deutung hatten großen Einfluss auf das Mittelalter. Moralia in Job ist seine um 595 vollendete Sittenlehre, eine Auslegung zum alttestamentlichen Buch Ijob (Hiob) in 35 Büchern. Erhalten ist auch eine Sammlung mit 40 Predigten und 22 fortlaufenden Erklärungen zum Prophetenbuch Ezechiel. Der Liber regulae pastoralis, das Buch der Regeln für die Hirten beschreibt die Aufgaben eines Seelsorgers, Liber Pastoralis Curae, Buch der seelsorgerischen Fürsorge, versteht sich als Lehrbuch für die Predigt. Die vier um 594 entstandenen Bücher der Dialogi de vita et miraculis patrum Italicorum, der Dialoge über die Lebensgeschichten und die Wunder der italienischen Väter sind eine Sammlung von Legenden über Heilige aus Gregors Zeit und zugleich eine der wenigen Quellen, die Angaben über das Leben des Benedikt von Nursia enthalten; sie prägte die folgenden Jahrhunderte, indem sie maßgeblich zur Entstehung der Ordensregel der Benediktiner beitrug. Im vierten Buch sind die liturgischen Grundlagen für die Entstehung der gregorianischen Messe enthalten. Erhalten sind auch 847 seiner Briefe.
Legenden berichten Ereignisse nach Gregors Tod: Neider beschuldigten den Toten, den Kirchenschatz veruntreut zu haben und schickten sich aus Rache an, seine Bücher zu verbrennen. Da griff sein Freund, der Diakon Petrus, ein und offenbarte, dass er wisse und gesehen habe, wie der Heilige Geist in Gestalt einer Taube Gregor beim Schreiben inspiriert habe. Da er aber bei Todesfolge versprochen habe, dieses nicht zu äußern, möge sein Schwur auf das Evangelium den Wert der Bücher mit seinem unmittelbaren Tod bezeugen. Sterbe er nicht, so mögen die Bücher verbrannt werden - er schwor feierlich und gab ohne Schmerzen seinen Geist auf.
Gregors Amtszeit lag am Ende der Spätantike und des römischen Reiches und am Beginn des frühen Mittelalters. Er war der letzte Römer und der erste sich vom Einfluss des Kaiserhofs in Byzanz befreiende Kirchenfürst, neuer Bezugspunkt war nun das Frankenreich. Im Alter prägte ihn eine eher trübe Einschätzung seiner Zeit als mundus senescens, greisenhafte Welt.
Sein Grab fand Gregor in der Peterskirche. Im von ihm auf seinem Familiensitz erbauten Kloster ist seine Zelle und in dessen Kirche San Gregorio Magno al Celio sein Bischofsstuhl erhalten. 836 wurden Reliquien nach Soissons gebracht.
Durch seine Gelehrsamkeit wurde Gregor zum Patron des Schulwesens und für Lehrer, Studenten und Schüler. Diese feierten früher am 12. März einen Schülerfesttag, der auch in evangelischen Gebieten begangen wurde. Die Schule unterstand bei diesem Fest einem Knabenrektor, der wie sein erwachsenes Gegenstück mit Schulschlüssel und Rute ausgestattet wurde. Seine Mitschüler verkleideten sich ihrem angestrebten Beruf entsprechend als Pfarrer, Lehrer, Arzt oder Jurist. Die Lehrer waren ihres Amtes enthoben und als Schüler verkleidet, der entmachtete Rektor musste die Schülerschaft verpflegen und eine komplette Mahlzeit spendieren.
Im Andenken an Gregor verleiht die katholische Kirche seit 1831 den Gregoriusorden an Laien als Auszeichnung für Eifer in der Verteidigung der katholischen Religion.
Noch heute werden einige von Gregors Predigten im Brevier der katholischen Kirche gelesen. Bei der Kalenderreform von 1969 verlegte man den katholischen Gedenktag vom Todestag, der in der Fastenzeit lag, auf den Jahrestag seiner Weihe zum Bischof von Rom. Nach dem Vorbild Gregors werden bis heute Gregorianische Messen für Verstorbene gelesen, das sind 30 tägliche Messen hintereinander. Gregor begründete diesen Brauch, als er noch Abt des Andreasklosters war. Dort verstarb der Mönch Justus im Ruf, dass er die Armutsgelübde nicht geachtet habe; daraufhin ließ Gregor 30 Messen an 30 aufeinanderfolgenden Tagen für den Mitbruder lesen und der dankte es Gregor dann mit einer Vision, dass er nun aus dem Fegefeuer, befreit sei.

Bauernregeln (für 12. März):
Gregor zeigt dem Bauern an, / dass im Feld er säen kann.
Weht an Gregorius der Wind, / noch 40 Tage windig sind.
Wenn Gregorius sich stellt, / muss der Bauer aufs Feld.
Wenn Gregori fällt, / heißt's die Saat bestellt.
Wenn Gregori grobes Wetter ist, so geht der Fuchs aus der Höhle; ist es schön, so bleibt er noch 14 Tage darinnen.
Am Gregorstag schwimmt das Eis ins Meer.
Um den Tag des St. Gregor, / da kommen auch die Schwalben vor.

Ambrosius von Mailand
Bischof von Mailand, Kirchenlehrer
* 339 (?) in Trier in Rheinland-Pfalz
† 4. April (?) 397 in Mailand in Italien

Gedenktag katholisch: 7. Dezember
Name bedeutet: der Unsterbliche (abgeleitet von der Götterspeise der griech. Mythologie)
Attribute: Bienenkorb, Buch und Geißel, Knochen, Schreibfeder
Patron von Mailand und Bologna; der Krämer, Imker, Wachszieher und Lebkuchenbäcker; der Bienen und Haustiere, des Lernens; des Erzbistums Mailand; 2. Patron des Ambrosianischen Teils der Diözese Lugano

Ambrosius wurde als jüngster Sohn des römischen Statthalters für Gallien geboren. Seine Mutter war eine überzeugte Christin. Von zahllosen Legenden wird die des Bienenschwarms über der Wiege des Kindes oft in Darstellungen festgehalten: Bienen ließen sich auf dem Säugling nieder ohne ihn zu verletzen und träufelten Honig in seinen Mund; sie hatten ihm die honigsüße Sprache seiner späteren Schriften und seiner Hymnen, besonders des Ambrosianischen Lobgesangs, vermittelt.
Nach dem Tod des Vaters zog die Familie nach Rom, wo Ambrosius eine umfassende Bildung erhielt und bald eine steile Karriere als Politiker machte, die in Sirmium - dem heutigen Sremska Mitrovica - begann. Von Kaiser Valentinian wurde er 370 zum Statthalter für Ligurien und die Emilia in Oberitalien ernannt mit Sitz in Mailand. Das Volk liebte und achtete ihn, weil er Milde und Gerechtigkeit walten ließ.
374 wurde Ambrosius ob dieser Beliebtheit zum Bischof von Mailand gewählt: bei der Wahl des Nachfolgers für den verstorbenen Bischof Auxentius, der Anhänger des Arianismus gewesen war, waren heftige Streitigkeiten zwischen der orthodox-katholischen und der arianischen Bevölkerung ausgebrochen; Ambrosius eilte als Führer der Verwaltung herbei, als er deshalb Unruhen befürchtete. Er war noch nicht getauft, lebte aber im Katechumenat, der mehrjährigen Lehr- und Einführungszeit in den christlichen Glauben, die normalerweise mit der Aufnahme in die Kirche durch die Taufe in der Osternacht abgeschlossen wurde. Ambrosius wurde vorgeschlagen und von beiden Parteien akzeptiert, er wurde getauft und eine Woche später, am 7. Dezember, zum Bischof geweiht - daher sein Gedenktag. Seinen Besitz verkaufte er und schenkte ihn den Armen.
Ambrosius studierte Theologie und lernte, Bischof zu sein. Er war eifrig als Seelsorger und kümmerte sich intensiv um Arme, die ihn belagerten, so dass man oft nicht bis zu ihm vordringen konnte; er war ein großer Beter und galt bald schon als begnadeter Prediger. Energisch verteidigte er die Rechte und die Unabhängigkeit der Kirche gegenüber staatlichen Übergriffen: Der Kaiser steht innerhalb der Kirche, nicht über ihr. Viele Schwierigkeiten bereitet ihm die Auseinandersetzung mit Justina, der Mutter des Kaisers Valentinian, und ihren arianischen Anhängern.
Zur Eindämmung des Arianismus setzte er auch in Sirmium einen kirchentreuen Bischof durch - gegen den Wunsch des Kaisers. Kaiser Theodosius I. nötigte er, öffentlich Reue und Buße zu bekunden, weil er ein Massaker an Aufständischen in Thessaloniki angeordnet und 7000 Menschen im Zirkus hatte umbringen lassen. Kaiser Gratian bewog er, 383 die staatlichen Zuwendungen an den römischen Götterkult einzustellen und den Altar der Siegesgöttin Victoria zu entfernen aus der Curia, dem Sitzungsgebäude des Senats von Rom - das im 7. Jahrhundert in die Kirche San Adriano umgewandelt wurde und heute im Ausgrabungsgelände des Forum Romanum liegt. 391 verbot Kaiser Theodosius I. auf Ambrosius' Drängen alle heidnischen Kulte; der Kaiser legte nun den Titel Pontifex maximus, also seine priesterliche Funktion, ab und erhob das Christentum zur alleinigen Staatsreligion, womit die Anerkennung des Christentums durch Konstantin nun durch dessen Monopolstellung endgültig unumkehrbar wurde.
Ambrosius verhinderte die Ausbreitung des Arianismus und verschaffte dem beim 1. Konzil von Nicäa beschlossenen Glaubensbekenntnis allgemeine Geltung. 386 widerstand er erfolgreich dem Versuch von Kaiser Valentinian, den Arianismus in Mailand wieder einzuführen. Gewaltanwendung lehnte Ambrosius in religiösen Fragen ab, verurteilte deshalb die Hinrichtung Priscillians - des Begründers des Priscillianismus und ersten als Irrlehrer von der Kirche 385 in Trier zum Tod Verurteilten. Den Wiederaufbau einer 388 von aufgebrachten Christen in Callinicum - dem heutigen Ar-Raqqa - in Syrien niedergebrannten Synagoge lehnte er aber ab; nachdem Kaiser Theodosius I. dem Ortsbischof den Wiederaufbau befohlen hatte, bewog Ambrosius Theodosius zur Rücknahme des Befehls.
In Mailand ließ Ambrosius von 379 bis 386 die Basilika Martyrorum - an der Stelle der heute ihm geweihten Basilika Sant' Ambrogio - errichten zur Aufnahme der Gebeine von Gervasius und Protasius, in der auch er bestattet wurde. Zudem war er von 382 bis 386 Bauherr der Basilika Apostolorum - der heutigen Kirche San Nazaro in Brolo -, in die er die Gebeine von Nazarius brachte, dann der Basilika Virginum (der Jungfrauen) - der heutigen Kirche San Simpliciano - und vor 381 der Basilika Prophetarum - der ehemaligen Kirche San Dionigi. Zudem ließ er für die von ihm gefundenen Gebeine des Celsus die Kirche San Celso bauen. Den Beginn der im Auftrag des Kaisers von 390 bis 410 erstellten Kirche San Lorenzo Maggiore begleitete er.
Besonderer Schwerpunkt des seelsorgerlichen Wirkens von Ambrosius war die Einführung in den Glauben, besonders für Taufbewerber und die Neophyten, die neu Aufgenommenen, in der Zeit nach ihrer Taufe, aber auch danach in vielen Predigten. Gottes Gegenwart im Wort und den Sakramenten war Mittelpunkt seiner Lehre, die tägliche Feier der Eucharistie und Bibellektüre waren ihm zentrales Anliegen. Ohne Asket zu sein, pries er besonders die Jungfräulichkeit und förderte die Verehrung der Märtyrer. Ambrosius war der erste, der die Tradition des Patronates auf die Kirchenbauten bezog. Nach seiner Vorstellung hatte ein Märtyrer seinen Schutzbefohlenen auf Erden beizustehen: Die siegreichen Opfer [also die Märtyrer] sollen an den Platz rücken, wo Christus [in der Eucharistiefeier] das Opfer, ist: dieser, der für alle gelitten hat, auf dem Altar, jene unter dem Altar, weil sie durch sein Leiden erlöst sind. Daneben war Ambrosius immer auch politisch tätig, unternahm Reisen im Auftrag des Kaisers und sicherte seine kirchlichen Interessen.
Ambrosius verfasste exegetische Kommentare - so eine Auslegung der Schöpfungsgeschichte mit dem Titel Exameron, sechs Tage und einen Lukaskommentar - sowie ein Kompendium zur christlichen Ethik und zur Unterrichtung der Neugetauften bestimmte Werke; seine Vorbilder waren Philo, Origenes und Basilius. Ambrosius war ein großer Hymnen-Dichter; von den unter seinem Namen überlieferten Hymnen hat er mindestens zwölf gedichtet. Der seit dem 8. Jahrhundert nach ihm benannte Ambrosianische Lobgesang wird ihm zwar irrtümlich zugeschrieben, steht aber in der von ihm begründeten Tradition und ist neben dem Gregorianischen Gesang eine der großen Choraltraditionen der lateinischen Kirche, bestimmend für den Aufbau der Liturgie. Nach Augustinus hat Ambrosius den Gesang von Antiphonen und Hymnen in die Liturgie eingeführt und ist so der Begründer des Gemeindegesangs in der Kirche. Eine Übertragung seines Hymnus Veni, redemptor gentium gibt es unter dem Titel Komm, du Heiland aller Welt im katholischen Gotteslob (GL 108). Auch in der Ostkirche war er im 5. Jahrhundert eine anerkannte Autorität.
Ambrosius ist als wohlwollender Freund der Monika bekannt, der Mutter des Augustinus, der unter seinem Einfluss zum Glauben fand und 387 von ihm getauft wurde. Ambrosius starb am Karfreitag.
Die Mailänder benannten die umfangreiche Biblioteca Ambrosiana nach Ambrosius. Der Bienenkorb, mit dem er oft dargestellt wird, symbolisiert Fleiß und Gelehrsamkeit; das Buch kennzeichnet den Lehrer und Kirchenvater, die Geißel weist auf die erfolgreiche Bekämpfung des Arianismus. Ambrosius liegt angeblich unter dem Hochaltar der 379 bis 386 von Ambrosius als Basilika Martyrorum gebauten Kirche - der heutigen Basilika Sant' Ambrogio in Mailand begraben; er hatte sie für die von ihm erhobenen Gebeine der Märtyrer Gervasius und Protasius bauen lassen. Als Gedenktag wird in der katholischen Kirche seit dem 11. Jahrhundert der Tag der Bischofsweihe begangen.
Bauernregeln: (für 4. April): Ist Ambrosius schön und rein, / wird Florian wohl wilder sein.
Der heilige Ambrosius, / schneit oft dem Bauern auf den Fuß.
Erbsen säe Ambrosius, / so tragen sie reich und geben Mus.
Sankt Ambrosius / man Zwiebeln säen muss.

Hieronymus
ganzer Name: Sophronius Eusebius Hieronymus
auch: von Stridon
Priester, Bibelübersetzer, Kirchenlehrer
* um 347 in Stridon, heute Štrigova (?) in Kroatien
† 30. September 420 (?) in Betlehem in Palästina
Gedenktag katholisch: 30. September
Name bedeutet: heiliger Name (griech.)
Attribute: als Kardinal oder Einsiedler, mit Totenkopf oder Löwe, am Schreibpult
Patron von Kroatien, Dalmatien und Lyon; der Schüler, Studenten, Lehrer, Gelehrten, Theologen, Übersetzer, Korrektoren; der theologischen Fakultäten, wissenschaftlichen Vereinigungen, Bibelgesellschaften und Asketen; gegen Augenleiden
Sophronius Eusebius Hieronymus wurde als Sohn wohlhabender christlicher Eltern, die ihn allerdings nicht taufen ließen, geboren. Er studierte in Mailand und in Rom, wo er seinem Temperament entsprechend am Leben in der Weltstadt teilnahm und sich mehr zu den Philosophen Cicero und Platon hingezogen fühlte als zur Bibel, bis ihm der Legende zufolge ein Engel im Traum erschien, ihm die Bücher aus der Hand nahm und ihn vor den himmlischen Richter führte, was ihn bekehrte. 366 wurde er getauft. Freundschaft schloss er in Rom mit Pammachius und Rufinus.
Hieronymus setzte seine Studien in Trier fort, wo er das Klosterleben kennenlernte, dann in Aquileia, wo er sich dem asketischen Bund Chor der Seligen anschloss, in dem sich Kleriker und Laien fanden und zu dem auch Rufinus gehörte. 373 reiste er nach Antiochia - dem heutigen Antakya / Hatay -, lernte dort Griechisch, wurde Schüler bei Apollinaris von Laodicea und lernte aus Werken des Origenes, die er später aber verleugnete und kritisierte. Anschließend lebte er bis 378 bei den Einsiedlern in der Wüste Chalkis bei Aleppo - dem heutigen Halab - in Syrien mit strengster Askese.
Nach einem Traum legte Hieronymus das Gelübde ab, sich nicht länger an der heidnischen philosophischen Literatur zu orientieren. Die Löwenlegende erzählt, wie ein hinkender Löwe die Mönche in die Flucht jagte, Hieronymus ihm aber einen Dorn aus der Tatze zog und die Wunde pflegte, worauf der geheilte Löwe als Haustier blieb und täglich den das Holz für die Mönche herbeitragenden Esel auf die Weide begleitete. Dabei schlief er einmal ein, worauf eine vorüberziehende Karawane den Esel raubte. Beschuldigt, den Esel gefressen zu haben, musste nun der Löwe das Holz herbeitragen, bis er eines Tages die zurückkehrende Karawane mit dem Esel als Leittier erblickte. Mit donnerndem Schweifschlagen und Brüllen brachte er den Esel zu Hieronymus zurück, der nahm aber die Karawanenleute freundlich auf und erhielt reichen Lohn für das Kloster.
Hieronymus studierte Hebräisch und verfasste exegetische Werke. Aufgrund von Auseinandersetzungen über die Beschlüsse des 1. Konzils von Nicäa verließ er die Mönchsgemeinschaft und kam wieder nach Antiochia, wo er seine geplante Heimreise krankheitshalber abbrechen musste. 379 wurde er hier durch Patriarch Paulinus von Antiochia zum Priester geweiht. Zusammen mit dem griechischen Kirchenlehrer Gregor von Nazianz verbrachte er die Jahre 380 und 381 in Konstantinopel - dem heutigen Istanbul, wo er in seiner Chronik die Kirchengeschichte des Eusebius von Cäsarea überarbeitete, ins Lateinische übersetzt und bis ins Jahr 378 weiterführte. 382 kehrte Hieronymus nach Rom zurück zur Teilnahme an der vom römischen Bischof Damasus einberufenen Synode. Damasus machte ihn zu seinem Sekretär - in den Legenden des 15. Jahrhunderts wird deshalb erzählt, er habe die Kardinalswürde angetragen bekommen, aber abgelehnt - und beauftragte Hieronymus, der nun sieben Sprachen beherrschte, mit der Übersetzung der Bibel ins Lateinische. Hieronymus übersetzte aus den Urtexten und schuf die bis heute für die katholische Kirche verbindliche Vulgata.
Hieronymus wurde in Rom auch als guter Seelsorger geschätzt, v. a. bei den Aristokratinnen, die sich zu einem asketischen Leben entschlossen hatten, unter ihnen Marcella sowie die adlige römische Witwe Paula und ihre Töchtern Blaesilla und Julia Eustochium, die ihm später ins Heilige Land folgten. Nach dem Tod seines Gönners, des Papstes Damasus 384, wollten einige Anhänger ihn auf den Stuhl Petri wählen; andere, denen seine deutliche Kritik am Klerus missfiel und die ihn ob seiner Wirkung auf Frauen verleumdeten, verhinderten dies.
Davon enttäuscht und aufgrund der Vorwürfe, die man ihm nach dem Tod der Blaesilla machte, verließ Hieronymus 385 Rom und reiste mit einer Gruppe von Frauen über Zypern, Antiochia und die Einsiedlerkolonie Nitria - beim heutigen Al Barnuji in Ägypten - nach Betlehem, wo er 386 ankam und dann zusammen mit Paula aus deren Vermögen vier Klöster gründete: drei Nonnenklöster und eines für Mönche, dessen Leitung er übernahm. Überliefert aus dieser Zeit sind 93 Predigten an die Mönche, v. a. über Psalmen und das Evangelium des Markus.
35 Jahre lang wirkte Hieronymus zurückgezogen, aber mit intensiver schriftstellerischer Tätigkeit, wurde zu einem der bedeutendsten Theologen aller Zeiten, oft in seiner Gelehrsamkeit mit Augustinus verglichen; 19 seiner Briefe an diesen sind erhalten. Er verfasste Bibelkommentare zu den Psalmen, den Propheten, zu Prediger (Kohelet), zum Evangelium des Matthäus, den Briefen an die Galater und die Epheser, an Titus und die Philipper sowie zur Offenbarung des Johannes, die wegen des reichen historisch-archäologischen Wissens geschätzt wurden; dazu exegetische Werke wie Liber interpretationis hebraicorum nominum, Buch zum Verständnis der hebräischen Namen, und Liber quaestionum hebraicarum in Genesim, Buch der hebräischen Elemente in der Schöpfungsgeschichte, und vollendete die Übersetzung der Vulgata. Die erste christliche Literaturgeschichte De viris illustribus, Über die ausgezeichneten Männer, mit der Darstellung von 135 Autoren von Petrus bis zu Hieronymus selbst lobt die Heiligen- und Reliquienverehrung. Ein als Martyrologium des Hieronymus weitverbreiteter Heiligenkalender steht in dieser Tradition, stammt aber nicht von ihm, sondern entstand wohl erst nach 430 in Oberitalien und wurde um 600 in Südfrankreich angereichert; er umfasst rund 6000 Märtyrernamen der gesamten Kirche.
Die drei Lebensgeschichten über Paulus von Theben, den Hieronymus als ersten Mönch vor Antonius entdeckte, sowie über Hilarion und Malchus führten die Unterscheidung der Mönche ein in Anachoreten - das sind die nach urchristlichem Vorbild und in Einsamkeit Lebenden, die sich aus allen menschlichen Bindungen lösen, um sich ganz der Askese und dem Gebet zu verschreiben - und Koinobiten - das sind jene, die gemeinsam in einer Mönchssiedlung leben und gewisse Regeln befolgen. Hieronymus übersetzte auch die Regeln und Katechesen von Pachomius und einiger Schriften seiner Schüler.
Hieronymus beteiligte sich an den Kontroversen mit dem römischen Diakon Hilarius im Dialog Altercatio Luciferiani et orthodoxi, Wortwechsel eines Luciferianers (also eines Anhängers von Lucifer von Cagliari) mit einem Rechtgläubigen; dabei trat Hieronymus für die Gültigkeit der Taufen und Weihehandlungen der Arianer ein. Mit Helvidius und mit Jovinianus setzte Hieronymus sich auseinander über die Jungfräulichkeit der Maria sowie das asketisch-ehelose Leben in Adversus Helvidium, Gegen Helvidius, und Contra Iovinianum, Gegen Jovinianus. Vigilantius' Positionen kritisierte er in Contra Vigilatium, Gegen Vigilantius, einem Plädoyer für das Mönchsleben und die Heiligen- und Reliquienverehrung ist.
Auffassungen von Origenes und Rufinus kritisierte Hieronymus in den Schriften Contra Ioannem Hiersolymitanum, Gegen Johannes von Jerusalem, und Apologia adversus libro Rufini libri duo, Zwei Bücher zur Verteidigung des Glaubens gegen Rufinus' Buch; den Anhängern des Pelagianismus trat er entgegen in den Dialogi contra Pelagianos, Zwiegespräche gegen die Pelagianer. In diesen Kampfschriften zeigte sich Hieronymus als satirischer Polemiker, der seine Position verteidigt, ohne Argumente seiner Gegner wirklich ernst zu nehmen. In diesen Auseinandersetzungen musste er sich zwei Jahre lang versteckt halten; kurz nach seiner Rückkehr nach Betlehem starb er.
Hieronymus' Grab ist in der Krypta der Geburtskirche in Betlehem. Er blieb für das ganze Mittelalter die große Lehrautorität, besonders in Bibelfragen und für das asketische und Klosterleben. Im 13. Jahrhundert wurden seine Gebeine nach Rom überführt in die Basilika Santa Maria Maggiore, die auch Maria ad Praesepe, Maria zur Krippe, genannt wird, weil dort unter dem Hauptaltar Bretter der Krippe Jesu aus Betlehem als Reliquien verehrt werden. 1295 wurde Hieronymus zum Kirchenlehrer ernannt.

Bauernregel: Von Michel und Hieronymus, / mach' aufs Weihnachtswetter den Schluss.

Augstinus von Hippo
auch: Augustinus von Thagaste, Aurelius Augustinus

Bischof von Hippo Regius, Kirchenlehrer
* 13. November 354 in Thagaste in Numidien, heute Souk Ahras in Algerien
† 28. August 430 in Hippo Regius in Numidien, dem späteren Bône und heutigen Annaba in Algerien

Gedenktag katholisch: 28. August
Name bedeutet: der Erhabene (latein.)
Attribute: Buch, flammendes Herz, Engel, wasserschöpfendes Kind, Adler, Schreibfeder
Patron von Pavia; der Theologen, Buchdrucker und Bierbrauer; für gute Augen
Augustinus' Vater Patricius, ein kleiner Bauer und Regierungsbeamter, blieb bis kurz vor seinem Tod Anhänger des römischen Götterglaubens, seine Mutter Monika war Christin; seine Schwester Perpetua leitete als Witwe später ein Frauenkloster in Hippo Regius. In Madauros - dem heutigen M'Daourouch konnte Augustinus die Grammatikschule besuchen, weil ein Gönner ihm die Ausbildung in den freien Künsten Grammatik, Dialektik, Rhetorik und Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik ermöglichte. Als er 16 Jahre alt war, musste er aus Geldmangel sein Studium abbrechen; er kehrte nach Hause zurück und schloss sich einer Straßenbande an.
Ein Jahr später konnte Augustinus in Karthago - dem heutigen Vorort von Tunis in Tunesien - ein Studium der Rhetorik beginnen und mit Erfolg absolvieren. Von einem uns unbekannten Mädchen, mit dem er auch die kommenden Jahre ein Verhältnis behielt, bekam er einen Sohn mit Namen Adeodatus.
Für die Religion seiner Mutter empfand Augustinus zunehmend Verachtung. Er las zwar als Literat auch die Bibel, fühlte sich aber von ihrer ungelehrten Sprache abgestoßen. Beeindruckt war er hingegen von Ciceros Hortensius, einer für die Philosophie werbenden Schrift; nach ihrer Lektüre schloss er sich spontan einer geistig-religiösen Strömung an, die dem Christentum jener Zeit schwer zu schaffen machte, dem damals noch jungen und modernen Manichäismus, der eine strenge Teilung der Welt in Gut und Böse lehrte und Augustinus als die tiefere und radikalere Form des Christentums erschien.
Etwa ab 375 war Augustinus als erfolgreicher Professor für Rhetorik in seiner Heimatstadt Thagaste und dann in Karthago tätig. Hier reiften seine Zweifel am Manichäismus, die sich nach seiner Übersiedelung nach Rom 383 noch verstärkten; dennoch halfen ihm Freunde aus dieser Gruppe, 384 die Stelle eines Rhetoriklehrers in Mailand - damals Hauptstadt des römischen Reiches - zu bekommen. Hier lebte er mit seiner Konkubine, seinem Sohn Adeodatus, seiner ihm - nach neun Jahren der Trennung - nachgereisten Mutter, seinem Bruder und zwei Vettern zusammen. Weil er plante, ein minderjähriges Mädchen zu heiraten, verließ ihn seine Konkubine nach anderthalb Jahrzehnten des Zusammenlebens, woraufhin er sich eben eine neue nahm. Wegen einer schweren Erkrankung musste Augustinus, der zeitlebens unter Atemnot und dadurch hervorgerufener Beklemmung und Todesangst lebte, seine Rhetorikprofessur aufgeben. Nun begann er, nach der Wahrheit hinter den gängigen philosophischen Lehren zu suchen. Seine Mutter machte ihren christlichen Einfluss geltend; sie überredete ihn, die Beziehungen zu seiner Geliebten abzubrechen; außerdem war er von den Predigten des Mailänder Erzbischofs Ambrosius und seiner neuplatonischen Schriftauslegung fasziniert.
Paulus' Lehre von der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus und eine Biografie über den Mönchsvater Antonius beeindruckten Augustinus. Schließlich geschah es nach seinem eigenen Zeugnis, dass er Anfang August 386 - unter einem Feigenbaum liegend - eine Kinderstimme hörte: Nimm und lies … Er ergriff die Bibel und stieß auf den Satz: Lasset uns ehrbar wandeln als am Tage, nicht in Schmausereien und Trinkgelagen, nicht in Buhlereien und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht, sondern ziehet den Herrn Jesus Christus an und pfleget das Fleisch nicht so, dass Begierden erwachen! (Römerbrief 13, 13 - 14). Daraufhin durchströmte ihn ein Licht der Sicherheit, er bekehrte sich zum Christentum.
Augustinus zog sich aus seinem Beruf und mit Freunden auf das Landgut Cassiciacum - wohl das heutige Casciago bei Varese, wo ihm 1986 ein Denkmal errichtet wurde - zurück, ging Anfang 387 als Taufbewerber nach Mailand und ließ sich dort in der Osternacht 387 im Baptisterium - heute Ruinen in den Ausgrabungen unter dem Dom - taufen. Er kehrte nach Thagaste zurück, verkaufte sein Vermögen und lebte für drei Jahre mit Gleichgesinnten wie schon in Cassiciacum in klosterähnlicher Weise. Als er während einer Reise in Hippo Regius weilte, wurde er vom Volk ins Priesteramt berufen und Ende 390/Anfang 391 zum Priester geweiht; er übernahm die Aufgabe des Predigers, die in Nordafrika sonst vom Bischof selbst ausgefüllt wurde, und wurde nach dem Tod des Bischofs Valerius um 396 dessen Nachfolger. Er war ein begeisternder Prediger, bekämpfte scharf alle abweichenden Lehren, hatte Einfluss weit über seine Diözese hinaus, obwohl er diese nur zur Teilnahme an den Synoden der Kirche in der römischen Provinz Africa proconsularis verließ, und wurde dennoch zum geistigen Führer der abendländischen Kirche.
Nachdem der Einfluss des Manichäismus schwand, wurde der Donatismus immer mehr zur Herausforderung der Kirche. Auf dem Konzil in Karthago 411 - abgehalten wohl in der Basilika Fausti, heute Basilika Damous el Karita genannt - wurde unter Augustinus' maßgeblichem Einfluss der Donatismus endgültig verurteilt. In der großen Basilika – heute Basilika Mcidfa genannt, von der nur noch Reste einer dort in der französischen Kolonialzeit erbauten Kapelle zu sehen sind - hielt Augustinus eine Lobrede auf die dort bestattete Perpetua und deren Gefährten, wobei er besonders die vorbildhafte Rolle der Frauen betonte.
Auf dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen mit dem gemeinsamen Leben schrieb Augustinus um 397 einen Brief mit Regeln für das Leben im Kloster - ob zunächst für das von seiner Schwester geleitete Frauenkloster in Hippo Regius bestimmt oder für das von ihm gegründete Kloster für Männer ohne pastoralen Auftrag, ist umstritten. Grundlegend gebietet der erste Satz: Vor allen Dingen, liebe Brüder, sollt ihr Gott lieben, sodann den Nächsten; denn das sind die Hauptgebote, die uns gegeben sind. Es folgen Anweisungen über die Gebetszeiten und -praxis, die Einteilung der Arbeitszeit, über Gehorsam, die Tischlesung und das Verhalten bei Tisch, das Verhalten außerhalb des Klosters, die Zeiten des Redens und Schweigens sowie über die Strafe bei der Missachtung dieser Regeln; daraus entstanden dann die Regeln für die sich in den kommenden Jahrhunderten weit verbreitenden Zweige des Augustinerordens.
Als einer der größten Theologen der Kirchengeschichte entwickelte Augustinus in der Auseinandersetzung mit den philosophischen und religiösen Strömungen seiner Zeit seine Lehren von der Erbsünde, der göttlichen Gnade, der göttlichen Souveränität und der Prädestination, die über Jahrhunderte bis ins hohe Mittelalter die katholische Theologie, dann auch die Reformation des Augustinermönches Martin Luther beeinflussten.
Stark vom griechischen Philosophen Plato geprägt, war Augustinus die Welt der Erfahrung weniger wichtig als die Welt des Geistes - die für ihn immer die Welt des guten Geistes Gottes ist. Mit Plato lehnte er die Existenz eines Bösen an sich ab, da Gott allmächtig und gut ist; alles Böse ist deshalb Mangel an Gutem. Nach Augustinus gab Gott den Menschen die Vernunft, um Gott besser verstehen zu können, und den freien Willen, um Entscheidungen in der Verantwortung vor Gott treffen zu können. Unmoralische Entscheidungen seien solche, die ohne Gott gefällt werden. Überliefert sind fast 1000 seiner Predigten, 113 Bücher und 218 Briefe.
Nach der Eroberung Roms durch Gotenkönig Alarich 410 setzte Augustinus sich intensiv mit Heidentum und Platonismus auseinander. In seiner großen christlichen Apologie De civitate Dei, Gottesstaat, entstanden von 413 bis 426, legte er seine theologisch begründete Geschichtsphilosophie dar und beschrieb die Weltgeschichte als einen linearen Prozess hin auf ihr Ziel, die Vollendung bei Gott. Damit soll der Vorwurf ausgeräumt werden, der Fall Roms sei durch die Abkehr von dessen hergebrachten Göttern verschuldet. Gegen die alte Vielheit der Götter setzte Augustinus die Einzigartigkeit des allein durch Jesus Christus vermittelten Heils. Nach 410 setzte er sich eingehend mit dem Pelagianismus, dessen asketischem Rigorismus und dessen Menschenbild auseinander; er betonte, dass die Gnade Gottes nicht geschenkt werde zur Erleichterung eines tugendsamen Lebens, sondern um solches überhaupt erst zu ermöglichen; in diesem Zusammenhang entwickelte Augustinus seine Lehre von der Erbsünde. Es gelang ihm, diese Lehre beim römischen Kaiser in Ravenna - nicht zuletzt dank eines Geschenkes in Form von 80 Araberhengsten - und schließlich auch beim Papst in Rom durchzusetzen.
Augustinus' bekanntestes Werk sind die autobiographischen Confessiones, Bekenntnisse, geschrieben um 400, in denen er in 13 Bänden sein frühes Leben, seine ständige Suche nach Wahrheit und seine Bekehrung beschreibt. Durch seine grundsätzlichen Erwägungen über das Wesen des Menschen sind die Bekenntnisse viel mehr als nur eine Biografie; oft werden sie als die erste Autobiografie der Literaturgeschichte bezeichnet, aber diese Ehre gebührt Gregor Thaumaturgos. Eine Stelle in diesem Werk, in der Augustinus' feurige Gottesliebe zum Ausdruck kommt, wurde später zum Attribut eines flammenden Herzens, das ihn in den Darstellungen von Ambrosius unterscheidet.
Weitere Werke: De libero arbitrio, Über den freien Willen, enstanden 389 bis 395; De doctrina christiana, Über die Christliche Lehre, verfasst 397 bis 428; De baptismo, contra donatistas, Über die Taufe, gegen die Donatisten, geschrieben 400/401: De trinitate, Über die Dreieinigkeit (Gottes), erarbeitet 400 bis 416; De natura et gratia, Über Natur und Gnade, aus dem Jahr 415.
Eine der zahlreichen Legenden erzählt, wie Augustinus am Ufer des Meeres wandelnd und in tiefes Nachdenken versunken einen kleinen Knaben sah, der mit einer Muschel Wasser schöpfte und in eine Sandgrube goss. Befragt, was er tue, antwortete das Kind: Dasselbe, was du tust! Du willst die Unergründlichkeit Gottes mit deinen Gedanken ausschöpfen - ich versuche, das Meer auszuschöpfen!
Während der Belagerung von Hippo Regius durch die Vandalen im Sommer 430 erkrankte Augustinus an einem Fieber. Er wollte nicht sterben, ohne vorher gründlich Buße getan zu haben. Teil dieser Buße war, keinen Besuch mehr zu empfangen, eine Ausnahme machte er nur für seinen Arzt und für die Diener, die ihm das Essen brachten. Er ließ sich die Bußpsalmen auf Pergament abschreiben und an die Wand nageln; niemand konnte ihn so bei seiner ununterbrochenen Lektüre stören.
Augustinus starb, ohne die Sterbesakramente empfangen zu haben, denn auch kein Priester durfte sein Zimmer betreten.
Augustinus' Gebeine wurden wohl um 500 von den durch Vandalenkönig Thrasamund verbannten Bischöfen Nordafrikas nach Sardinien mitgenommen und dort zunächst in der Kirche Sant'Agostino in Cagliari bewahrt; um 725 wurden sie von Langobardenkönig Liutprand sarazenischen Piraten, die die Reliquien besaßen, abgekauft und - angeblich unter Bischof Armentarius, tatsächlich unter seinem Nachfolger Petrus I. - nach Pavia gebracht, wo sie 1695 angeblich wieder entdeckt wurden und seitdem in der Kirche San Pietro in Ciel d’Oro verehrt werden.
Augustinus gilt als der wichtigste Kirchenvater der Westkirche und wird Kämpfer gegen Irrlehren genannt. Sein Beiname Aurelius wurde von ihm selbst nie bezeugt, er geht möglicherweise auf eine Verwechslung mit Augustinus' Kollegen und Zeitgenossen Aurelius von Karthago zurück.
Bauernregel: Um die Zeit von Augustin / gehn die warmen Tage hin.