Lucia von Syrakus

Hl. Lucia
Foto: Helmut Marmann

Jungfrau, Märtyrerin
* um 281 in Syrakusai, heute Siracusa auf Sizilien in Italien
† 13. Dezember 310 (?) daselbst

Gedenktag katholisch: 13. Dezember
Gedenktag evangelisch: 13. Dezember
Gedenktag anglikanisch: 13. Dezember
Gedenktag orthodox: 13. Dezember
Gedenktag armenisch: 14. Dezember

Name bedeutet: die Leuchtende (latein.)

Attribute: Halswunde, Schwert, Lampe oder Fackel, Augen auf Teller

Patronin von Siracusa und Venedig; der Armen, Blinden, reuigen Dirnen, kranken Kinder; der Bauern, Glaser, Weber, Sattler, Polsterer, Schneider, Näherinnen, Elektriker, Messerschmiede, Kutscher, Pedellen, Dienerinnen, Hausierer, Torhüter, Schreiber, Notare, Anwälte, Schriftsteller (in England); gegen Augenleiden, Blindheit, Halsschmerzen, Ruhr, Blutfluss, Infektionskrankheiten und Kinderkrankheiten

Lucia ist eine historische Figur, ihr Grab wurde in Siracusa aufgefunden. 1894 fand man zudem eine Grabinschrift in den Katakomben an San Giovanni in Siracusa, die Lucias frühe Verehrung bezeugt.
Dr Legende zufolge gelobte Lucia, Tochter einer vornehmen und reichen Familie, schon als Kind ewige Jungfräulichkeit, aber ihre Mutter Eutychia wollte sie verheiraten, ihr Vater Lucio war gestorben, als sie fünf Jahre alt war. Lucia zögerte die Verlobung hinaus. Als die Mutter erkrankte, unternahm Lucia mit ihr eine Wallfahrt nach Catania zum Grab der Agatha. Ein Gebet und eine Erscheinung heilten die Mutter, die ebenfalls Christin wurde. In einem Traumgesicht erschien Agatha der Lucia, verwies sie auf die Kraft ihres Glaubens und sagte ihr ein ihr ähnliches Schicksal wie das eigene, d. h. das Martyrium, voraus. Zurückgekehrt, kündigte Lucia die abgesprochene Eheschließung. Mit ihrem Vermögen und mit Unterstützung ihrer Familie gründete sie dann eine Armen- und Krankenstation, auch die wundersam geheilte Mutter unterstützte nun ihre Tochter. Berichtet wird auch, dass Lucia ihren Glaubensgenossen Lebensmittel in die Verstecke brachte. Damit sie beide Hände frei hatte zum Tragen der Speisen, setzte sie sich einen Lichterkranz aufs Haupt, um in der Dunkelheit den Weg zu finden.
Ihren Verlobten wies Lucia nun ab, er erfuhr zudem vom Verschenken des Erbes und über-antwortete Lucia dem Präfekten. Der wollte sie ins Dirnenhaus bringen lassen - ähnlich der Agatha -, aber ein Ochsengespann und tausend Männer waren nicht imstande, die Gefesselte von der Stelle zu bewegen. Weder ein Zauberer noch rund um sie entzündetes Feuer und über sie gegossenes siedendes Öl konnten ihr etwas anhaben.
Da stieß man Lucia ein Schwert durch die Kehle; mit durchschnittenem Hals betete sie laut weiter und verkündete das Ende der Verfolgungen und den nahen Frieden des Christenreiches, da Kaiser Maximian gestorben und Kaiser Diokletian vertrieben sei; nach anderer Überlieferung wurde sie enthauptet. Weitere Legenden berichten, dass sie sich ihre schönen Augen ausgerissen und sie auf einer Schüssel ihrem Verlobten geschickt habe, doch habe ihr Maria noch schönere Augen wiedergegeben. Lucia starb erst, nachdem der damalige Bischof Eutychius ihr die Eucharistie gereicht hatte.
Wohl schon Papst Gregor I. nahm Lucia in den Messkanon auf. Aldhelm von Sherborne berichtete von Lucia geweihten Klöstern in Rom und in Syrakusai. Lucia stellt eine der Jung-frauen in den Mosaiken aus dem 6. Jahrhundert in Ravenna dar. Papst Honorius I. ließ für sie um 630 in Rom die Kirche Santa Lucia in Selci errichten. Legenden gibt es in lateinischer und griechischer Version.
Die Lucia geweihte Basilika Santa Lucia al Sepolcro in Siracusa steht auf frühchristlichen Katakomben. Lucias Reliquien wurden angeblich 1038 nach Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - gebracht, um sie vor den muslimischen Besatzern in Siracusa zu retten, dann 1204 beim 4. Kreuzzug von dort nach Venedig entführt.
In Venedig ruhten die Reliquien zunächst in der Kirche San Giorgio Maggiore; nachdem Pilger bei einer Überfahrt zu dieser Inselkirche in rauer See ums Leben kamen, wurden die Gebeine näher ans Zentrum in die nun ihr geweihte Kirche Santa Lucia übertragen; diese wurde 1860 abgerissen und an ihrer Stelle der Bahnhof erbaut, der den Namen Santa Lucia erhielt; die Reliquien kamen in die Kirche San Geremia, deren Namen nun mit dem von Lucia ergänzt wurde; dort liegen sie seitdem in einem Glassarg. In Siracusa wird ein Finger, seit 1987 ein ganzer Unterarm verwahrt; Bischof Theoderich I. brachte 968 Reliquien auch in das von ihm gegründete damalige Kloster St-Vincent nach Metz. Nach der Profanisierung dieser Kirche wurden die Reliquien 2012 in die Kirche des ehemaligen Klosters St-Clément gebracht. Bald danach wurde auch die damals neue Kirche in Vallières-lès-Metz - heute ein Stadtteil von Metz - Lucia geweiht.
Von Metz aus breitete sich Lucias Verehrung in Deutschland und ganz Europa aus. In Italien hat Lucias Legende volkstümliche Dichtung und Lieder befruchtet; auch Dante Alighieri nahm das Motiv auf.
Bis zur gregorianischen Kalenderreform war der Luciatag der kürzeste Tag des Jahres. Darauf beruhten Bräuche vorchristlichen Ursprungs von der grausigen Lucia, die als Furcht einflößende Gestalt schlampige Mägde und ungezogene Kinder bedrohte. Die grausige Lucia trat in verschiedenen Varianten auf: als Lutzelfrau, Lussibrud, Lucienbraut, Pudelmutter, Butzenlutz, Lucka oder Lucia. Lügnern schnitt sie die Zunge ab. In der Luciennacht war es streng verboten, Brot zu backen, zu spinnen oder zu nähen. In Österreich trat Lucia in Begleitung des Nikolaus als Budelfrau oder an ihrem Festtag als weißgekleidete Lutscherl auf, in anderen Gegenden auch als Schnabelpercht. In Fürstenfeldbruck bei München werden am Lucientag kleine gebastelte Boote mit Lichtern auf der Amper, dem örtlichen Fluss, zu Wasser gelassen.
Im Mittelalter wurden am Luciatag die Kinder beschert, der 24. Dezember wurde erst ab dem 16. Jahrhundert als Gabentag gefeiert. Noch heute wird in Italien am Luciatag Torrone dei poveri als Mahlzeit für die Armen vorbereitet: Kichererbsen werden mit Zucker gekocht, bis daraus eine feste Masse entsteht. Bei Dante im Inferno ist Lucia Trägerin des himmlischen Lichtes. In Italien ist sie seit jeher eine beliebte Heilige. Lucienbräuche finden sich auch in Ungarn, Serbien und Süddeutschland: am Luciatag werden ähnlich wie am Barbaratag Kirschzweige abgeschnitten und in eine Vase gestellt; blühen sie nach vier Wochen auf, soll einem das Glück im kommenden Jahr hold sein.
Der Lucientag war früher mit Losbrauchtum und Wetterorakeln verbunden. Mädchen trennten ein Stück Rinde von einer Weide ab, ritzten ein Kreuzzeichen in den Stamm und banden die Rinde wieder fest; wenn sie am Neujahrstag die Stelle wieder enthüllten, suchten sie aus den veränderten Zeichen die Zukunft zu deuten. Im Burgenland in Österreich säte man am 13. Dezember Weizen in einen mit Erde gefüllten Teller; wenn die Saat bis zum Heiligen Abend aufging, kündigte dies ein gutes Erntejahr an. Besonders Mutige wagten sich in der Luciennacht nach draußen, um den Lucienschein zu sehen, der ebenfalls die Zukunft deuten sollte.
Auch die ausgeprägte Lichtersymbolik hat ihre Wurzeln in der Zeit vor der gregorianischen Kalenderreform. In Schweden ist der Luciatag seit mehr als 200 Jahren ein besonderer Feiertag: Die älteste Tochter im Hause stellt die Heilige dar, trägt am Morgen des 13. ein langes weißes Kleid und hat den Kopf mit einem grünen Kranz - oft aus Preiselbeeren - geschmückt, in den eine Reihe brennender Kerzen gesteckt sind. So geht sie morgens von Zimmer zu Zimmer und weckt die Eltern und Geschwister. Alle warten schon darauf, denn sie bringt das Frühstück ans Bett und die ersten Kostproben der Weihnachtsplätzchen, ihr Licht ist Vorbote des Weihnachtslichtes. In den Dörfern und Stadtteilen, in jeder Schule, jedem Kindergarten, jeder Universität wird am Vorabend eine Lucienbraut gewählt, die dann singend von Haus zu Haus zieht. Der heutige Brauch entstand erst lange nach der Reformation; der Luciatag wurde so erstmals 1893 durch das Freilichtmuseum Skansen in Stockholm begangen, für 1927 ist in Schweden der erste Luciaumzug nachgewiesen.
In Norwegen kam alter heidnischer Legende zufolge in der besonders dunklen und gefährlichen kürzesten Nacht Lussi, eine mystische Trollfrau, zusammen mit ihrem Gefolge, Nisser und Tusser, und trieb ihr Unwesen: Sie bestrafte alle, die mit ihren Weihnachtsvorbereitungen noch nicht begonnen hatten. Lussi trat man in dieser dunkelsten Nacht des Jahres mit Helligkeit entgegen, deshalb begann man mit dem Gießen von Kerzen. Der heidnischen Lussi wurde dann Lucia entgegengesetzt, die mit Lichtern im Haar erschien, um die Unterirdischen - also Trolle, Tusser, Nisser und auch Luzifer persönlich - zu vertreiben. Ein typisches Gebäck für diesen Tag sind die Luciakatzen, schwedisch Safransbullar, ein Hefegebäck mit Safran. Am Heiligen Abend kam sie durch den Schornstein wieder und mahnte: Kein Brauen, kein Backen, kein großes Feuer haben; wer sich nicht an diese Regel hielt, dem konnte sie den Schornstein in Stücke schlagen.

Bauernregeln:
Kommt die Heilige Lucia, / findet sie schon Kälte da.
Zu St. Lucia werden Weichselzweige g'schnitt'n, / die blühn nach 4 Wochen, so will's die Sitt'n.
Wenn Lucia die Gans geht im Dreck, / so geht sie am Christtag auf Eis.
An Barnabas die Sonne weicht, / an Lucia wieder her sie schleicht. - Bis zur gregorianischen Kalenderreform waren dies die Tage der Sommer- bzw. Wintersonnwende.
St. Lucia kürzt den Tag, / soviel sie ihn nur kürzen mag.
An Sankt Lucia / ist der Abend dem morgen nah.