Antonius von Padua

Foto: Helmut Marmann

Antonius von Padua
italienischer Name: Antonio di Padova
portugiesischer Name: António de Lisboa
Taufname: Fernando Martim de Bulhões e Taveira Azevedo

Ordensmann, Kirchenlehrer
* um 1195 in Lissabon in Portugal
† 13. Juni 1231 in Arcella, heute Stadtteil von Padua in Italien

Gedenktag katholisch: 13. Juni
Name bedeutet: der vorne Stehende (latein.: aus dem Geschlecht der Antonier)
Attribute: mit dem Jesuskind, mit Fischen, mit Esel, Flamme in seiner Hand, Hostie, Monstranz

Patron von Portugal, von Padua, Lissabon, Paderborn, Hildesheim und Menden im Sauerland; der Armen und Sozialarbeiter, der Liebenden und der Ehe, der Frauen und Kinder, der Bäcker, Bergleute, Schweinehirten und Reisenden, der Pferde und Esel; gegen Unfruchtbarkeit, teuflische Mächte, Fieber, Pest und Viehkrankheiten; bei Schiffbruch und in Kriegsnöten; für Wiederauffinden verlorener Gegenstände, gute Entbindung und eine gute Ernte

Ferdinand Martim de Bulhões e Taveira wurde als Sohn einer begüterten Adelsfamilie geboren. Er wurde zuerst an der Schule der seinem Elternhaus benachbarten Kathedrale, dann ab 1210 an der Schule der Augustiner im Kloster São Vicente de Fora in Lissabon und ab 1212 im Augustinerkloster Santa Cruz in Coimbra ausgebildet. Nach gründlichen wissenschaftlichen Studien wurde er 1212 in Coimbra zum Priester geweiht. Erschüttert durch das Erlebnis der Bestattung der Gebeine der fünf marokkanischen Märtyrer in seiner Kirche reifte sein Entschluss, sich den Franziskanern anzuschließen; 1220 trat er in Coimbra ins Kloster ein, das Santo António dos Olivares geweiht war und nahm den Ordensnamen Antonius an.
1220 ging Antonius selbst nach Marokko, wurde aber durch Krankheit zur Heimkehr gezwungen, wobei ein Sturm ihn nach Sizilien verschlug. Er ging nach Assisi und nahm 1221 am General-kapitel seines Ordens teil; dabei erlebte er die Versammlung mit 3000 Ordensbrüdern und Franziskus persönlich. Die Brüder erkannten seine Begabung als Redner; Antonius lebte dann längere Zeit in der Einsiedelei auf dem Monte Paulo bei Forlì. Gratian, der Ordensprovinzial der Romagna, beauftragte ihn 1222 bis 1224 mit dem Kampf gegen die Katharer und die Waldenser in Oberitalien, v. a. in Rimini und Mailand, sowie in Südfrankreich, wo er als eindrücklicher Bußprediger wirkte.
Antonius stand in dieser Zeit den Franziskanern in Le Puy und Limoges als Guardian vor. Seine franziskanische Armut verlieh seinen Reden Glaubwürdigkeit, seine enorme Bibelvertrautheit verschaffte ihm Bewunderung, er wirkte so überzeugend, dass man ihn den Hammer der Ketzer nannte.
Die Legende berichtet von Antonius' ans Wunderbare grenzende Begabung, sich fremden Völkern bei einem Konzil in Rom nur durch den Schwung seiner Rede verständlich zu machen. Zu den bekanntesten seiner Legenden gehört die Predigt am Ufer von Rimini: die Einwohner wollten ihn nicht hören, aber die Fische versammelten sich und streckten ihre Köpfe aus dem Wasser; dieses Wunder habe fast die ganze Bevölkerung der Stadt bekehrt.
Als jemand - in mancher Überlieferung ein Katharer - die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie bezweifelte, ließ Antonius einen Maulesel bringen, der drei Tage nichts zu Fressen bekommen hatte; das Tier fiel, ohne das gereichte Futter zu berühren, vor Antonius nieder, weil der ihm mit der Hostie entgegentrat. Papst Gregor IX. nannte Antonius, als er ihm zugehört hatte, Schatztruhe der Heiligen Schrift.
Franziskus ernannte ihn 1224 zum Lektor der Theologie für die Minderen Brüder des Ordens an der Universität in Bologna und theologischen Leiter des Ordens. Antonius führte nun die Theologie von Augustinus in den Franziskanerorden ein. 1226 weilte er in Bassano del Grappa im damals an der Kirche San Donato beheimateten Franziskanerkloster. 1227 bis 1230 war Antonius wieder als Bußprediger in Oberitalien tätig, zugleich wurde er Ordensprovinzial der Romagna mit Sitz in Padua; in dieser Stadt verbrachte er dann die letzten Jahre seines Lebens. Seine Fastenpredigten in Padua 1231 hatten sensationellen Erfolg, keine Kirche war groß genug, er musste ins Freie ausweichen, die Überlieferung berichtet von bis zu 30.000 Zuhörern.
Die ganze Region um Padua schien wie umgewandelt: Schulden wurden erlassen, zerstrittene Familien versöhnten sich, Diebe gaben das gestohlene Gut zurück, Dirnen kehrten ins ehrbare Leben zurück, unrechtmäßige und überhöhte Zinsen wurden den Schuldnern zurückerstattet.
Ein junger Mann aus Padua, der seiner eigenen Mutter einen Fußtritt verpasst hatte, war der Überlieferung nach von Antonius' Predigt so ergriffen, dass er sich zur Buße sein Bein mit einem Beil abhackte; Antonius aber fügte es wundersamer Weise wieder an.
1230 legte Antonius, entkräftet von den anstrengenden Reisen, seine Ämter nieder, und lebte auf einem Landgut - an der Stelle des heutigen Sanktuariums delle Visione -, auf das ihn der Graf von Camposampiero bei Padua eingeladen hatte. Dort predigte er von einem nahen Nussbaum - an der Stelle des heutigen, 1604 geweihten Sanktuariums del Noce, der Nüsse - herab. In seiner letzten Lebensphase wurde er von den Klarissen im damaligen Kloster Santa Maria dell'Arcella - heute Santuarium für Antonius in Arcella, dem damaligen Ort bei und heute Stadtteil von Padua - gepflegt, wo er starb.
Antonius' Patronat für verlorene Sachen geht zurück auf die Überlieferung, dass ein junger Mönch - des Ordenslebens überdrüssig geworden - das Kloster heimlich verlassen und den Psalter des Antonius mitgenommen hatte. Antonius versenkte sich ins Gebet für den jungen Mönch, aber auch für die Wiedererlangung seines Buches; daraufhin wurde der Abtrünnige von Erscheinungen heimgesucht, so dass er das Buch schleunigst zurückbrachte. Das Attribut Jesuskind geht auf eine Legende zurück, nach der ein Graf - nach späterer Überlieferung sein Förderer Graf Tiso von Camposampiero - als Gastgeber des Heiligen diesen nachts aufsuchte, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Aus der Kammer des Heiligen - an der Stelle des heutigen Sanktuariums delle Visione, der Erscheinung in Camposampiero - drang ein so heller Lichtschein, dass der Graf einen Brand vermutete und erschrocken die Tür aufriss. Er fand Antonius lächelnd vor, in seinen Armen das strahlende Jesuskind haltend. Der Augenzeuge durfte erst nach dem Tod des Heiligen von diesem Geschehnis berichten.
Antonius ' Leichnam wurde nach seinem Tod im Kloster Santa Maria dell'Arcella in die Stadt gebracht und in der Kirche Santa Maria Mater Domini - heute die Kapelle Madonna Mora der Basilika Sant'Antonio di Padova in Padua - bestattet. 1263 wurden seine Gebeine in Anwesenheit von Johannes Bonaventura erhoben und in die zu seinen Ehren an dieser Stelle neu gebaute und ihm geweihte Basilika in Padua übertragen. Nach Deutschland kamen Reliquien 1330 nach München in die damalige, nach 1802 abgerissene Kirche der Franziskaner, heute werden sie dort im Liebfrauendom bewahrt; andere Reliquien kamen 1350 in die Kirche St. Peter nach Erfurt.
1732 sei Antonius den Türken, die 1708 die Stadt Oran in Algerien von den Spaniern erobert hatten, erschienen in der Uniform eines Admirals, woraufhin diese die Flucht vor den anrückenden Spaniern ergriffen. Oran blieb nun 60 Jahre in spanischem Besitz, Antonius ist Patron auch in Kriegsnöten.
Antonius ist wohl der im katholischen Kirchenvolk bekannteste und beliebteste Heilige, er übertraf ab dem 16. Jahrhundert seinen Ordensvater Franziskus und seinen Namenspatron Antonius in der Verehrung des Volkes. An seinem Grab ereigneten sich so viele Wunder, dass Bonaventura meinte: Suchst du Wundertaten, gehe zu Antonius!
Die Basilika Sant'Antonio di Padova in Padua ist eine der meistbesuchten Wallfahrtsstätten. Es gibt aber auch sonst kaum eine römisch-katholische Kirche auf der Welt, die nicht einen Altar, ein Gemälde, ein Fresko oder eine Statue besitzt, die ihm geweiht ist.
Allein in Österreich sind Antonius mindestens 115 Kirchen und Kapellen geweiht. Verbreitet ist im deutschsprachigen Raum das Gebet im Hinblick auf Antonius' Patronat als Helfer zum Wiederfinden verlorener Sachen: Heiliger Antonius, du kreuzbraver Mann, führ mich dahin, wo (…, z. B. mein Schlüssel) sein kann!. Ab dem 16. Jahrhundert erlebten auch Antoniusbruderschaften ihre Blüte.
Antonius wurde an einem Dienstag bestattet, dabei seien die ersten Wunder geschehen. Deshalb sind seit dem 17. Jahrhundert die Antonius-Dienstage beliebt, es werden Andachten abgehalten. Bitten, die an neun Dienstagen hintereinander vorgetragen werden, sollen größere Aussicht auf Erfolg haben; der Brauch geht auf die Legende zurück, nach der eine kinderlos gebliebene Adelige sich in Bologna an Antonius wandte, indem sie vor seinem Bild betete. In der folgenden Nacht erschien er ihr im Traum und sagte: Besuche an neun Dienstagen mein Bild in der Franziskanerkirche, dann findest du Erhörung. Nach den neun Dienstagen war die Frau schwanger, gebar aber schließlich ein völlig missgestaltetes Kind. Enttäuscht legte sie es auf den Antonius-Altar. Und während sie den Heiligen anflehte, verwandelte es sich in ein liebliches Baby.
An der Stelle seines Elternhauses direkt neben der Kathedrale in Lissabon wurde zunächst eine kleine Eremitage, dann durch König Johannes II. Ende des 15. Jahrhunderts eine große Kirche errichtet, die wenig später unter König Manuel I. erweitert wurde und 1755 dem Erdbeben zum Opfer fiel; von 1767 bis 1787 wurde an der Stelle eine neue Kirche gebaut.
Zunächst wurde Antonius als Franziskaner mit einem Buch dargestellt, das Buch soll auf seine Bibelkenntnis und sein Predigtamt hinweisen. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts kam eine Flamme dazu, Zeichen seiner flammenden Gottesliebe, ab Mitte des 15. Jahrhunderts ein flammendes Herz; dieses ersetzte die Lilie, das Symbol der Reinheit.
Seit dem 16. Jahrhundert wird Antonius mit dem Jesuskind dargestellt; der spanische Maler Murillo bevorzugte dieses Motiv, das ab dem 17. Jahrhundert auch außerhalb Italiens Verbreitung fand und seitdem das charakteristische Attribut darstellt. Manchmal steht der Jesusknabe auf einer Bibel, die von Antonius gehalten wird, als Symbol für das geschriebene und fleisch-gewordene Wort Gottes.
Am Festtag von Antonius steht besonders seine Heimatstadt Lissabon Kopf. Am Vorabend des 13. Juni gibt es die feierliche Trauung von 16 Paaren in der Kathedrale, in der Antonius 1195 getauft wurde. Die Stadtverwaltung richtet die Hochzeit aus, spendiert alles vom Lippenstift über den Brautstrauß bis zur Familienfeier; um in den Genuss der subventionierten Hochzeit zu kommen, müssen sich die Paare einer strengen Prüfung unterziehen. Wenig später ist dann in allen Stadtvierteln Feierstimmung angesagt.
Auf der Avenida da Liberdade, dem Prachtboulevard von Lissabon, ertönt beim fest ab 20 Uhr Trommelwirbel und es beginnt ein Feuerwerk der Fantasie: in einem endlosen Strom ziehen Fußgruppen, Sänger, Tänzer, Fahnenschwenker, Trommler und Bläser an Tribünen vorbei mit einer Parade - als Marchas Populares bekannt -, die ein Wettstreit der Stadtteile ist, die ihre je eigene Formation stellen mit selbst entworfenen Kostümen, eigenen Tänzen, eigenen Liedern - ähnlich dem Karneval in Rio de Janeiro. Der erste Marcha Populares in Lissabon fand 1932 statt, als Juden, zugewanderte Marokkaner und Schwarzafrikaner noch eigene Stadtteile bewohnten und am Tag des Heiligen Antonius ihre kulturelle Vielfalt demonstrierten; es gibt ihn inzwischen auch in vielen anderen Städten in Portugal.
Der korrekte Name von Antonius wäre eigentlich von Lissabon, weil Franziskaner sich nach ihrem Geburtsort benennen; allgemein durchgesetzt hat sich aber die Bezeichnung nach seinem Sterbeort.

Bauernregeln:
Wenn an Anton gut Wetter lacht / St. Peter viel Wasser macht.
Regnet’s am Antoniustag / wird’s Wetter später wie es mag.
Hat Antonius starken Regen / geht’s mit der Gerste wohl daneben.
Antoni, / vergiss den Lein nie!